09.06.2018

Neben uns die Sintflut

Fotoausstellung in der Stadtkirche St. Georg

Eigentlich war Anfang Mai in Deutschland das Jahr schon zu Ende. Denn am 2. Mai war der „Welterschöpfungstag“. Sämtliche Ressourcen für das Jahr 2018 waren an diesem Datum bereits verbraucht. Seither leben wir auf Pump. Fraglich ist, ob wir diese Anleihe je zurückzahlen können, oder ob wir nach dem Motto „Nach uns die Sintflut“ handeln.

So ähnlich heißt einer Fotoausstellung, die noch bis zum 8. Juli in der Stadtkirche St. Georg zu sehen ist. Nicht nach, sondern „Neben uns die Sintflut“, so der Titel, der klar macht: die Sintflut ist schon da, nur uns hat sie noch nicht erreicht. Die Fotografien, so Siegfried Störmer, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Lünen bei der Ausstellungseröffnung, fragen danach, „wie wir leben können, ohne die Lebensbedingungen anderer Menschen zu stören.“

Die sechs Fotoserien, die bereits im Dortmunder „Depot“ zu sehen waren und die von Pfarrerin Dr. Katrin Stückrath und Pfarrer Udo Kytzia nach Lünen geholt wurden, zeigen die Konsequenzen des unbegrenzten Wachstums der Märkte und des Konsums. Es sind Auswirkungen von „katastrophalem Ausmaß“, so Pfarrerin Stückrath.

In ihrer jeweils eigenen Bildsprache berichten die international renommierten Fotografen  von der ökologischen und sozialen „Sintflut“, die der globale Norden nur zu ahnen beginnt, durch die der Süden jedoch bereits überschwemmt wird.

Die auf kräftige Grau- und Schwarzweißtöne reduzierten Aufnahmen von Pablo Piovano, Dokumentarfotograf aus Buenos Aires, illustrieren die Schäden, die das Agrargift Glyphosat an Menschen anrichtet. Mehr als 13 Millionen sind in Brasilien von den 334 Millionen Liter Agrargift der Firma Monsanto betroffen.

Simon Norfolks Langzeitbelichtungen mit einer Großformatkamera zeigen den Rückzug der Gletscher. Die Fotocollagen von Mandy Barker greifen das Problem des Plastikmülls in den Meeren auf. 2050, so die Prognose, wird es mehr Plastikmüll als Meerestiere geben.

Kai Löffelbein zeichnet die undurchsichtigen Wege des westlichen Elektroschrotts – obwohl dokumentarisch fotografiert -  in nahezu postapokalyptischen Szenen nach.

Und Allesandro Grassini begleitete Umweltflüchtlinge, die sich vor unterschiedlichen Formen des Klimawandels retten wollen.

Bei der Ausstellungseröffnung mit dabei war der Fotograf Micha Ende mit einer kleinen Auswahl seines Riesenprojektes über Wanderarbeiter, die auf den Müllhalden als Lumpensammler ihr Glück suchen. Mehr als 10.000 Aufnahmen hat er belichtet. Sie sind, so Ende, eine „Hommage“ an die Menschen, die von dem Müll anderer leben müssen.

Viele der gezeigten Serien sind unrentabel, berichtet Peter Lutz, Kurator der Ausstellung. Lange Recherchearbeiten und kostspielige Reisen seien zu ihrer Verwirklichung nötig gewesen. Doch sie zeigen, dass Fotografie etwas bewirken und verändern kann. Und, so Lutz, sie warnen auch: „Wenn wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen, dann bekommen wir auch die soziale Ungleichheit oder den Rassismus nicht in Griff.“

Öffnungszeiten

Ausstellung „Neben uns die Sintflut“
in St. Georg , St. Georgs-Kirchplatz, Lünen
bis zum 8. Juli 2018:

  • montags von 10 bis 12 Uhr,
  • dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr,
  • samstags von 11 bis 14 Uhr sowie zu den
  • Gottesdienstzeiten.
Foto: Sam Ogunnibi
Die Fotoausstellung "Neben uns die Sintflut" zeigt die Evangelische Kirchengemeinde Lünen in der Stadtkirche St. Georg. Die Bilder dokumentieren die Auswirkungen des unbegrenzenten Konsums. Foto: Sam Ogunnibi