„Eine KiTa schließen zu müssen, ist keine leichte Entscheidung und keine schöne Nachricht. Aber in diesem Fall können wir sie wenigstens mit einer guten Nachricht verknüpfen.“ Christoph Müller, verantwortlicher Referatsleiter für die Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, ist zuständig für 71 Einrichtungen, in denen insgesamt 6000 Kinder betreut werden. Nun muss er den Eltern von derzeit 45 Kindern die Schließung des Standorts der „Oestricher Noah-Zwerge“ in Dortmund-Oestrich mitteilen. Und zwar spätestens zum 31. Juli 2025.
Die kleine, nur zweigruppige Einrichtung fährt schon seit mehreren Jahren ein jährliches Defizit in fünfstelliger Höhe und ist zudem stark sanierungsbedürftig. Doch eine gute Nachricht bringt Müller ebenfalls mit: „Nach enger Absprache mit der Stadt Dortmund versuchen wir zeitnah in nächster Nähe eine neue KiTa zu schaffen, sodass wir die Versorgung der Familien im Stadtteil auch weiterhin sicherstellen können. Was wir brauchen, ist ein guter Investor, der auf einem tollen Gelände Lust hat, uns einen tollen neuen Bildungsort für Kinder zu bauen.“
Eine kleine, übersichtliche KiTa, in der erfahrenes Personal arbeitet, das sehr gut ausgebildet ist – wohl der Traum aller Eltern. Leider schafft das 2008 eingeführte Kinderbildungsgesetz (KiBiz) eine ganz andere Finanzsituation, weiß Christoph Müller: „Mit drei Gruppen kann man eine Einrichtung gerade so auskömmlich betreiben. Das Bilden von Rücklagen ist aber auch bei dreigruppigen Einrichtungen äußerst schwierig, da die steigenden Lohn- und Sachkosten nicht entsprechend abgesichert sind. Ab der vierten Gruppe bleibt etwas Geld übrig, um Investitions- oder Betriebskosten-Rücklagen zu bilden. Und nur mit den großen Einrichtungen schaffen wir ein wirtschaftliches Plus, mit dem wir uns die kleinen Einrichtungen überhaupt leisten können.“
Kommt dann aber noch erfahrenes, langjähriges – und somit teures – Personal hinzu, gerät das jährliche Finanzierungsmodell schnell wieder in eine Schieflage. Besonders unverständlich: KiTas, die in angemieteten Räumen untergebracht sind, erhalten de facto mehr Zuschüsse als solche, die in eigenen Räumen untergebracht sind – das KiBiz sieht damit nicht vor, dass auch Eigentümer oder Pächter finanziell entlastet werden, so bleiben die Träger auf den Eigenanteilen sitzen.
Geld, das nun in der zweigruppigen Noah-Kirchengemeinde-KiTa fehlt. „Die Gemeinde als Hausbesitzer hat in den vergangenen Jahren immer so viel investiert, wie es ihr möglich war“, versteht Müller auch die Notlage des Hauseigentümers. Ein neues Dach, das jetzt eine sechsstellige Summe kosten würde, ist finanziell nicht machbar – und angesichts des fortlaufenden Defizites der kleinen Einrichtung und mit Blick auf den Gesamtzustand des Hauses wohl auch nicht sinnvoll. „Der Sanierungsstau ist enorm, die Einrichtung heißt bei allen nur `die Stinke-KiTa´“, weist der Pädagoge auf ein Umfeld, in dem weder Kinder noch Mitarbeitende sich wohlfühlen. Eine vor Jahren aufgebrachte Farbe im Dach verströmt einen zwar gesundheitlich unbedenklichen, aber unangenehmen, moderigen Geruch. „Nach zehn Minuten im Haus riecht man selber danach“, so Müller.
Ganz in der Nähe der „Kleinen Zwerge“ betreibt der Kirchenkreis noch eine zweite Einrichtung, die TfK Wiedenhof. „Auch diese Einrichtung ist mit drei Gruppen eher klein und muss ebenfalls saniert werden“, beschreibt Müller, der erst im Oktober 2023 als Referatsleiter zum Kirchenkreis kam, den Zustand im Stadtteil. „Nun gibt es Planungen, aus zwei sanierungsbedürftigen Häusern an zwei Standorten eine gute neue Einrichtung zu schaffen – in der Kinder, Eltern und Mitarbeitende ein ansprechendes, schönes neues Umfeld vorfinden.“
Sollte ein Investor gefunden werden, so sichert der Träger die Fortsetzung des Betriebs bis zum offiziellen Umzug zu. Wenn allerdings kein Investor gefunden würde, so müsse der Betrieb zum Ende des KiTa- bzw. Schuljahres 2024/2025 eingestellt werden, bedauert Christoph Müller.
„Für die vertragsgebundenen Familien werden wir dann auf umliegende KiTas zugehen, um die Betreuungsplätze zu erhalten und Familien bei der eh schon schwierigen Suche zu unterstützen“, so Müller. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und würden in dem Fall auch proaktiv andere Träger um Unterstützung bitten.“
Superintendentin Heike Proske, die gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand (KSV) hinter den Plänen steht, kommentiert: „Wir lassen weder die Kinder noch ihre Familien im Regen stehen, und auch das Personal kann komplett übernommen werden. Für alle Kinder, die in einer evangelischen KiTa bleiben wollen, ist gesorgt.“