Seit Montag dieser Woche gewährt eine Kirchengemeinde im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund einer Geflüchteten aus Burundi auf ihre Bitte hin Kirchenasyl. Sie ist etwa dreißig Jahre alt und eine katholische Christin. Die junge Frau war über Kroatien nach Deutschland eingereist und soll jetzt dorthin abgeschoben werden. Allerdings berichtet sie über Polizeigewalt mit Schüssen, Schlägen und Eingesperrt-werden. Nach nur zwei Tagen wurde sie einfach ausgesetzt und aus dem Land geschickt. Ihre erschreckenden Erlebnisse decken sich mit den Berichten von Hilfsorganisationen über die Lage in Kroatien und die Polizei dort.
Das Presbyterium – also die Gemeindeleitung – der Evangelischen Kirchengemeinde Wellinghofen im Dortmunder Süden hat nun beschlossen, der jungen Frau Schutz zu gewähren. „Wir haben die Aufgabe gerne angenommen, da es um einen Menschen in Not geht“, so Pfarrerin Annette Back. Denn es muss eine Unterkunft bereitgestellt, es müssen Lebensmittel, Hygieneartikel oder Kleidung besorgt werden. Denn die Geflüchtete darf das Gelände der Kirchengemeinde nicht mehr verlassen. Darum sucht die Gemeinde Menschen, die Einkäufe und andere praktische Aufgaben erledigen.
Superintendentin Heike Proske und Pfarrer Friedrich Stiller vom Kirchenkreis unterstützen den Einsatz. Sie machen zugleich darauf aufmerksam, dass die Evangelische Kirche nicht leichtfertig Kirchenasyl gewährt. „Es muss immer ein individueller humanitärer Härtefall vorliegen, und das wird von uns auch geprüft, zusammen mit der Flüchtlingsberatung der Diakonie“, so Stiller. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die zuständige Ausländerbehörde wurden vorab informiert. Auch die Evangelische Landeskirche von Westfalen ist eingeschaltet. Denn ein Kirchenasyl, betonen die Kirchenleute, sei kein Verstecken von Flüchtlingen. „Es geht um Zeit, den Einzelfall erneut zu prüfen“, erklärt die Superintendentin.
Aktuell gibt es im Kirchenkreis Dortmund noch zwei weitere Kirchenasyle in Lüner Gemeinden. Die Zahl der Anfragen ist in letzter Zeit stark gestiegen. Bundesweit gibt es nach Auskunft des Netzwerks Asyl in der Kirche derzeit mehr als 300 Kirchenasyle mit knapp 500 Personen.
Wer mithelfen will, kann sich bei der Kirchengemeinde Wellinghofen melden unter
- gemeindebuero(at)evangelisch-in-welinghofen.de,
- Telefon: 0231 464056.