03.02.2016 // Gemeindehäuser aufgeben

Noah-Gemeinde muss sparen

Sparen ist angesagt bei der Noah-Kirchengemeinde. Ihr Haushalt wird in diesem Jahr ein Defizit von 170.000 Euro haben und in den kommenden Jahren sieht es nicht viel besser aus.

Gemeindehäuser in Nette und Oestrich werden aufgegeben

Sparen ist angesagt bei der Noah-Kirchengemeinde. Ihr Haushalt wird in diesem Jahr ein Defizit von 170.000 Euro haben und in den kommenden Jahren sieht es nicht viel besser aus. Deshalb ringt die Gemeinde um Möglichkeiten für einen ausgeglichenen Haushalt. Wie die aussehen können, stellte das Presbyterium Anfang Februar den Gemeindegliedern vor.

Dabei musste Pfarrer Gerd Springer, Vorsitzender des Presbyteriums, schmerzhafte Einschnitte verkünden. Denn die Presbyterinnen und Presbyter hatten im Januar beschlossen, die Gemeindehäuser in Nette und in Oestrich bis Ende 2017 aufzugeben.

Der Hintergrund: Etwa die Hälfte des gemeindlichen Haushaltes, so Springer, würde für den Gebäudeunterhalt aufgewendet. „Unser Gebäudebestand ist zu groß und nicht mehr zeitgemäß.“ So belaufe sich der Renovierungsbedarf in Oestrich auf 250.000 Euro und in Nette auf mindestens 500.000 Euro. 

Hinzu kämen die Renovierung der Schlosskirche Bodelschwingh und der Remigiuskirche – hier kostet der noch ausstehende dritte Bauabschnitt 350.000 Euro. Und Springer macht auch klar, dass bis zum Jahr 2025 eine weitere Anpassung des Gebäudebestands an die Haushaltslage nötig sei. Dann hat die Gemeinde noch 12.600 Gemeindeglieder;  jetzt sind es 14.700.

Innerhalb der Gemeindeleitung ist dieser Beschluss nicht unumstritten. Pfarrer Dr. Albrecht Thiel gab ein Sondervotum ab: „Zwei multifunktionale Gemeindehäuser aufzugeben, heißt auch Menschen aufgeben.“ Den Applaus, den er dafür bekam, spiegelte die Stimmungslage der rund 200 Gemeindeglieder wieder, die in den Mengeder Saalbau gekommen waren.

In der Diskussion wurden besorgte, verärgerte und enttäuschte Stimmen laut. Gerade die Jugend und die Frauenhilfe befürchteten, in Zukunft keinen Platz mehr zu haben. „Mir geht ein Stück Heimat verloren“, brachte es einer der Anwesenden auf den Punkt.

„Muss Kirche so handeln wie Thyssen und Opel, wenn sie  wirtschaftliche Probleme hat?“ Generell wurde beklagt, dass dann „kein Raum mehr da ist, für Menschen, die Christen sein wollen.“

Es war den Pfarrerinnen und Pfarrern, den Presbyterinnen und Presbytern anzumerken, dass ihnen ihre Entscheidung schwer gefallen ist. „Die Gemeinde, das sind nicht die Gebäude, sondern die Menschen“, so Rainer Strotmann.

Überall sollen die Arbeitsgebiete fortgeführt werden. Michael Stache, Ständig stellvertretender Superintendent, ergänzte: „Der Wegfall der Gebäude hat keine Konsequenzen für den Dienstauftrag der Pfarrerinnen und Pfarrer oder für die Angestellten der Gemeinde.“

Wie geht es jetzt weiter? Das Presbyterium, so Springer, hatte großen Wert darauf gelegt, die Gemeinde schnellstmöglich über ihren Beschluss zu informieren. Deshalb sei die Zeit zu kurz gewesen, um einen Umsetzungsplan vorzulegen. Der soll jetzt erarbeitet werden.

Dabei müssen Fragen geklärt werden, wo künftig die Gruppen und das Personal  untergebracht werden, ob es die Möglichkeit einer Umnutzung oder Vermarktung der Gemeindehäuser gibt.  Springer warb dafür, trotz aller Verärgerung und Trauer sich in solchen Arbeitsgruppen zu engagieren.

Foto: Stephan Schütze
Bei einer Gemeindeversammlung im Mengeder Saalbau informierte das Presbyterium der Noah-Gemeinde über die Sparbeschlüsse.