15.04.2020

Notfälle passieren auch in der Corona-Krise

Notfallseelsorge mit besonderen Herausforderungen

Auch in Corona-Zeiten ist die Notfallseelsorge für die Menschen da. Ein schwerer Unfall, bei dem mehrere Menschen zu Schaden gekommen sind, ein Gewaltverbrechen, ein Großbrand. Solche Notfälle geschehen auch, wenn die meisten Menschen mit anderen Sorgen und Gedanken belegt sind – etwa in Zeiten der Corona-Pandemie.

Immer wenn Menschen gerade ein furchtbares Ereignis erlebt haben, wenn Angehörige zu den Opfern zählen oder wenn es gilt, den Hinterbliebenen eine Todesnachricht zu überbringen, dann ziehen die Rettungskräfte speziell geschulte Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger hinzu.

Doch auch diese Einsätze haben sich in Zeiten von Corona verändert. „Wir müssen die Betroffenen und auch uns selbst schützen“, erklärt Pfarrer Hendrik Münz, Leiter der Ökumenischen Notfallseelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, „darum waren wir gezwungen, unsere Arbeitsweise zu verändern.“

Solange die Pandemie Opfer und Retter bedroht, wird die aufsuchende Notfallseelsorge eingeschränkt. Stattdessen ist die Notfallseelsorge rund um die Uhr telefonisch erreichbar. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte weisen auf die Möglichkeit der telefonischen Kontaktaufnahme hin, haben Informations-Flyer dabei und vermitteln die schnelle seelsorgerliche Hilfe per Telefon.

Für besonders schwere Fälle allerdings gibt es auch während der Corona-Beschränkungen zu jeder Tages- und Nachtzeit ein kleines Notfall-Bereitschaftsteam. Es besteht aus jeweils zwei Pfarrerinnen oder Pfarrern, die sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet haben. Wenn die Rettungskräfte vor Ort zu der Einschätzung kommen, dass eine unmittelbare seelsorgerliche Betreuung von Geschädigten notwendig ist, macht sich das Team auf den Weg.

Für den Einsatz stehen Schutzkleidung, Masken, Desinfektionsmittel und ein Fahrzeug der Feuerwehr zur Verfügung. So können Seelsorgerinnen und Seelsorger schützend und geschützt den Betroffenen zur Seite stehen, Gespräche führen und die erste Last des Erlebten zu tragen helfen. Das trifft zuweilen auch einzelnen Rettungskräfte. Auch sie brauchen nach belastenden Einsätzen oft die Gelegenheit zum Gespräch.

„In diesen Zeiten ist eben vieles anders“, sagt Hendrik Münz. „Aber es bleibt uns wichtig, für all diejenigen da zu sein, die durch das Miterleben eines Unglücks in Not geraten sind.“ Dafür bleiben er und seine haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden auch in Corona-Zeiten jederzeit an- und abrufbereit.

Foto: Stephan Schütze
Pfarrer Hendrik Münz, Leiter der Ökumenischen Notfallseelsorge
Foto: Stephan Schütze