19.04.2016 // Neue Gottesdienstreihe

Oper trifft Kirche

Anfang April feierte die Oper „Peter Grimes“ im Dortmund Premiere. Am Sonntag darauf fand mit dem ersten Gottesdienst in der Reihe „Oper trifft Kirche“ eine weitere statt.

Premiere der neuen Gottesdienstreihe an St. Reinioldi

Anfang April feierte die Oper „Peter Grimes“ im Opernhaus Dortmund Premiere. Am Sonntag darauf fand mit dem ersten Gottesdienst in der Reihe „Oper trifft Kirche“ in der Stadtkirche St. Reinoldi eine weitere statt.

Und es war ein Sonntag der Begegnungen: Arien trafen geistliche Lieder, klassische Musik traf biblische Stimmen und die wummernden Beats des E-Bike-Festivals draußen vor der Tür trafen Glockengeläut. Drinnen hielt Georg Holzer, Chefdramaturg an der Oper Dortmund, die Kanzelrede zu „Peter Grimes“.

Ort der Handlung ist der Fischerort Aldeburgh an der britischen Küste. Die hier lebenden Menschen sind in ihren Charakteren, ihrem Handeln und ihren Schicksalen von der Unerbittlichkeit und Unberechenbarkeit des Meeres geprägt.

Unerbittlich sind sie auch gegenüber dem Fischer Peter Grimes. Obwohl vom Gericht freigesprochen, trägt er in ihren Augen die Schuld am Tod seines Lehrjungen. Der Junge verdurstete, nachdem Grimes’ Boot vom Kurs abgekommen war. Die Dorfgemeinschaft grenzt Grimes aus, verleumdet ihn.

Einzig die Lehrerin Ellen Orford hält zu ihm. Als sein neuer Lehrjunge mit Blutergüssen in einem Gottesdienst erscheint, nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die Dörfler wollen Peter Grimes’ Hütte stürmen. Der Junge stürzt über die Klippen in den Tod.

In seiner Kanzelrede stellte Georg Holzer das Schicksal von Peter Grimes dem Gleichnis von der auf frischer Tat ertappten Ehebrecherin gegenüber. „Ja, die Frau hat sich schuldig gemacht. Nach dem Gesetz verdient sie den Tod durch Steinigung.“ Doch Jesus lege das Gesetz „ganz unorthodox“ aus. Ein jeder, der sie verurteilen wolle, solle vorher prüfen, ob er den eigenen gesetzten Maßstäben standhalten könne.

Das Ende der Geschichte ist bekannt: Niemand wirft einen Stein. Verdient sie diese Barmherzigkeit, diese Gnade? Holzer: „Jesus spricht die Frau nicht frei, begnadigt sie nicht.“ Nur so viel legt er ihr ans Herz: „Du musst dein Leben ändern“.

„Spannend an der Oper ist, dass Peter Grimes kein schlechter Mensch ist“, erläuterte Holzer. Doch wie solle mit Grimes umgegangen werden? „Jesus verlangt von uns Barmherzigkeit, weil er weiß, dass Gerechtigkeit nicht ausreicht.“ Dem Fischer Peter Grimes werde niemand gerecht. „Er bleibt mit seiner Schuld allein.“

Pfarrerin Susanne Karmeier, der Bläserkreis an St. Reinoldi unter Leitung von Sigrid Raschke, die Sopranistin Emily Newton (Ellen Orford) sowie Sujin Jun (Klavier), gestalteten den Gottesdienst mit.

Foto: Stephan Schütze
Chefdramaturg Georg Holzer (l.) hielt die erste Kanzelrede in der neuen Gottesdienstreihe „Oper trifft Kirche“. Die Sopranistin Emily Newton (3.v.l.) sang Arien aus „Peter Grimes“. Sujin Jung (4.v.l.) begleitete sie am Klavier.