30.04.2015 // Islamseminar

Organspende und Organtransplantation

Organspende und Organtransplantation – ein spannendes Thema griff die zurückliegende Veranstaltung des Dortmunder Islamseminars auf.

Veranstaltung des Dortmunder Islamseminars

Organspende und Organtransplantation – ein spannendes Thema griff die zurückliegende Veranstaltung des Dortmunder Islamseminars auf. Dr. med. M. Zouhair S. Halabi und Prof. em. Dr. theol. Hans Grewel beleuchteten das Thema von islamischer und von christlicher Seite. Die Besucherinnen und Besucher konnten einem fakten- und inhaltsreichen Abend folgen, der sich erst langsam, dann bei der Frage nach Organentnahme bei einem Hirntod deutlich kontrovers zu entwickeln begann, doch immer sachlich blieb.

Darf man aus religiöser Sicht Organe spenden? Darf man sie transplantieren? Ein klares „Ja“ kam zu dieser Frage von Halabi. Hierbei  referierte  er eine Reihe von Erklärungen islamischer Gremien. „Aus medizinischer Sicht ist die Organtransplantation eine der wichtigsten Behandlungsmethoden und auch die letzte und einzige Wahl für bestimmte chronische Erkrankungen geworden.“

Auch wenn der Islam eine Organspende bejaht, so doch nicht bedingungslos. Einen ganzen Katalog von Einschränkungen und „wenns“ präsentierte Halabi. Eine Transplantation müsse tatsächlich die letztmögliche medizinische Behandlungsmaßnahme sein. Die Spende selbst müsse freiwillig sein, ihre Entnahme dürfe nicht zu einer Schädigung führen und ihr Erfolg müsse, genau wie die Transplantation selbst, gesichert sein.

Sieht Halabi die Organtransplantation grundsätzlich positiv, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen, so ist es bei Grewel  genau umgekehrt. „Ich will es nicht verhehlen, ich bin ein radikaler Gegner.“ Organspenden ist für ihn nicht vereinbar mit dem christlichen Menschenbild, das den Menschen als Gottes Geschöpf sieht und nicht als Ersatzteillager für die Organspendeindustrie. Dieses grundsätzliche „Nein“ schränkt Grewel allerdings auch ein. Denn er wisse, dass er auch ein „Solidarisierungsgebot“ habe.

Wenn schon Organentnahme, dann nur mit Zustimmung des Gebers nach umfassender vorheriger Information. Denn „der gute Zweck heiligt nicht alle Mittel.“  So warnt er vor der üblichen Definition des Hirntodes, die keine medizinische, sondern eine juristische sei. Ein Hirntoter sei kein Toter, sondern ein Mensch auf seinem letzten Sterbensabschnitt.

Es sei das Interesse der Organspende- und der Pharmaindustrie, ihn als tot zu erklären. Abgesehen von kriminellen Praktiken und Organhandel würde hinter vielen scheinbaren oder auch tatsächlichen ethischen Argumenten sich ein kommerzielles Interesse verstecken. So verdiene alleine Sandoz mit Medikamenten, die ein Abstoßen von transplantierten Organen durch das körpereigene Abwehrsystem verhindern, riesige Summen. „Das ist ein Milliardengeschäft“.

Foto: Stephan Schütze
Um ethische Fragen bei der Organentnahme hirntoter Menschen ging es beim Dortmunder Islamseminar. Referenten waren Dr. Zouhair Halabi (Bildmitte) und Prof. Dr. Hans Grewel (3.v.l.).