11.03.2013 // Naher Osten

Orientierung gewonnen

Andreas Zumach sprach in Brackel zu „Kriegsgefahr und Friedensstrategie im Nahen Osten“.

Andreas Zumach sprach in Brackel zu „Kriegsgefahr und Friedensstrategie im Nahen Osten“

Die Sorge um die Kriegsgefahr im Nahen Osten und das Bemühen um eine mögliche Friedensstrategie seien Anstoß und gleichzeitig Thema der Veranstaltung.  So Renate Schmitt-Peters von den Christinnen und Christen für den Frieden bei der Begrüßung.

Eingeladen hatte ein breiter Veranstalterkreis, darunter das Evangelische Bildungswerk und die Brackeler Kirchengemeinde zu der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach Mitte März in das Arent-Rupe-Haus.

Der Journalist und Publizist Zumach arbeitet beim europäischen Hauptsitz der Vereinten Nationen in Genf als Korrespondent. Er ist Experte auf den Gebieten der Sicherheitspolitik und  des Völkerrechts. 

Sofort zu Beginn seines Vortrages machte er deutlich, dass es bei dem Nahostkonflikt weder alleine um das Verhältnis zwischen Israel und Palästina noch um die Beziehungen zwischen dem Westen und Israel einerseits und Iran andererseits gehe.

„Die Probleme und Konflikte sind in der gesamten Region und darüber hinaus stark miteinander verwoben.“  Eine isolierte Lösung einzelner Konflikte sei deshalb nicht möglich. Zumach schlägt in Anlehnung an die „Helsinki-Konferenz“ der 70er bis 90er Jahre in Europa, in der sich 35 Staaten an einen Tisch gesetzt hatten, eine Art „Helsinki“-Prozess für den Nahen Osten vor. Den definiert er übrigens geografisch von Marokko bis zum Iran und südlich bis zum Jemen.

Zumach sieht in dieser Region mehr als eine Handvoll Konflikte ineinander verschränkt. Darunter seien beispielsweise der Konflikt des Westens mit dem Iran, der Israels mit Palästina, die reaktionäre Auslegung des Islam in Saudi-Arabien, das eskalierende Spannungsverhältnis zwischen Schiiten und Sunniten, die Unterstützung der Öl-Diktaturen durch den Westen und die „Arabellion“. 

Das gemeinsame Hauptproblem der Staaten sei, dass es keine Volkswirtschaft gebe, die den Bedürfnissen der Menschen entspreche. Er sei  aufgrund der Menschenrechts- und der sozialen Situation sicher, „dass die Dynamik, die wir seit zwei Jahren erleben, die ganze Region, auch Israel, ergreift.“

Und er prognostiziert weiter: Wenn es möglichen künftigen demokratischen Regierung nicht gelinge, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen, „dann werden auch sie durch Hungerrevolten weggefegt.“

Zumach sieht zumindest eine Mitschuld des Westens an der aktuellen Lage im Nahen Osten. Er zählt auf: die Installierung der Schah-Diktatur in den 50er Jahren durch die USA, die aktuellen Waffenlieferungen auch und gerade der Bundesrepublik und die ungerechten Handelsbeziehungen.

Einflussmöglichkeiten positiver Art gebe es mehr als genug, sofern man nur wolle. „Wenn die USA ihre Politik gegenüber Israel ändern würden, hätten wir innerhalb von zwei Jahren eine Zwei-Staatenlösung oder eine gerechte Ein-Staatenlösung.“ Auch wir selbst könnten etwas tun, wenn wir uns für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen oder die Einstellung der Rüstungsexporte engagierten.

In ihrem Schlusswort nach einer langen und engagierten Diskussion formulierte Pfarrerin Christine Bukhardt-Kleiner ihren Dank an Zumach, „dass wir wieder etwas Orientierung gewonnen haben“.

Über „Kriegsgefahr und Friedensstrategie im Nahen Osten“ referierte Andreas Zumach. Foto: Stephan Schütze