08.04.2017 // Migrantinnen feiern das Osterfest

Ostern und „Nouruz“

„Christin im Iran zu sein, bedeutet Lebensgefahr“, sagt Elahe Ramezanipuor. Die 29-jährige Iranerin kann sich erst seit sie seit drei Jahren in Deutschland ist, zu ihrem Glauben offen bekennen.

Migrantinnen feiern das Osterfest

von Gesine Lübbers

„Christin im Iran zu sein, bedeutet Lebensgefahr“, sagt Elahe Ramezanipuor. Die 29-jährige Iranerin kann sich erst seit sie seit drei Jahren in Deutschland ist, zu ihrem Glauben offen bekennen. Auch getauft ist sie erst hier worden.

„Ich habe nur einmal Ostern mitgefeiert. Wir waren in der Kirche, aber da muss man ja schon aufpassen, von wem man gesehen wird. Dann haben wir ganz privat gefeiert. Gegessen, uns unterhalten, getanzt. Alles ganz privat.“

Durch Lebenskrisen und eine Freundin kam die damalige Studentin zum Christentum. Ihr Glaube war auch der Grund für ihre Flucht. Ganz anders Narges Puriampur (52), die als Kommunistin vor vielen Jahren aus dem Iran floh: Sie ist hier mit dem Christentum in Berührung gekommen und wurde auch erst hier gläubig. „Durch meine Träume“, sagt sie.

Umso erstaunter waren die beiden Frauen, die derzeit beim Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Dortmund ihren deutschen Schulabschluss nachmachen, dass viele unserer Osterbräuche sie an ihre Heimat erinnern. Nicht an die verborgenen christlichen Feiern, sondern an das persische Neujahrsfest, das am Frühlingsanfang also am 20. oder 21. März gefeiert wird.

„Die islamischen Machthaber haben versucht, das Fest zu verbieten, doch das hat sich das Volk nicht gefallen lassen. Das Fest ist zu tief in unserer Kultur verwurzelt“, erzählt Narges Puriampur.

Im Iran gilt der „Nouruz“ als höchstes, weltliches Fest, als Gleichnis von der Weltenschöpfung und der Neugeburt des Menschen begriffen. Es symbolisiert neue Hoffnung. Gleichzeitig wird die Botschaft des Friedens in alle Himmelsrichtungen getragen. „Das hat ein bisschen Ähnlichkeiten mit der Bedeutung von Ostern“, sagt Narges Puriampur.

Am „Nouruz“ wird ein Tisch feierlich gedeckt. Auf ihn kommen unter anderem bunt gefärbte Eier und sieben Dinge, die mit dem persischen „S“ anfangen: Sekke (Münzen), Sib (Apfel), Somach (ein persisches Gewürz), Sombol (Hyazinthen), Sir (Knoblauch), Sabseh (Weizen, Gerste, Kresse oder Ähnliches) und Serke (Essig). Es kommen Kerzen auf den Tisch und Goldfische in einem Aquarium. Auch Äpfel, Brot und ein Spiegel kommen hinzu.

„Diese Tradition ist mindestens 4000 Jahre alt“, sagt Narges Puriampur. Auch ein wichtiges Buch wie ein Gedichtband kommt auf den Tisch ¬– bei Moslems der Koran, bei Christen die Bibel.

Das Fest geht einher mit einer 13-tägigen Besuchs-und Festzeit. „Streit, den man untereinander hatte, muss in dieser Zeit bereinigt werden. Geschieht das nicht, wird das Jahr für einen sehr schlecht“, erzählt Elahe Ramezanipuor. Am 13. Tag geht man in die Natur und picknickt zusammen. „Dann soll auch ein Baum gepflanzt werden“, so Narges Puriampur.

Auch das Feuer spielt im Iran beim Neujahrsfest eine große Rolle. Wie hierzulande die Osterfeuer hat auch das Feuer Tschahar Schanbe Suri etwas Reinigendes. „Die Leute springen über das Feuer, das soll Glück und Lebensfreude bringen“, so Narges Puriampur. An dem Feuer wird auch gefeiert und musiziert.

Es versteht sich von selbst, dass sich alle zum Nouruz waschen und neue Kleider angezogen werden. „Es ist wirklich ein tolles Fest, das wir auch hier feiern. Aber wir feiern natürlich auch Ostern – jetzt ganz öffentlich“, sagt Elahe Ramezanipuor.

Foto: Lübbers
Elahe Ramezanipuor (l.) und Narges Puriampur (r.) freuen sich auf Nouruz und Ostern gleichermaßen.