01.04.2021

Partizipatorische Marktwirtschaft für alternatives Wirtschaften

Online-Vortrag zur Reihe ‚Alternative Lebensweisen‘ der Pauluskirche

Die ‚Partizipatorische Marktwirtschaft‘ als Alternative zur ‚Sozialen Marktwirtschaft‘ stellte der Autor Jens Mayer in einem Online-Vortrag der Pauluskirche vor. Für Mayer hätten die „systematische Steuervermeidung durch sämtliche DAX-Konzerne, Josef Ackermanns Geburtstagsfeier im Kanzlerinnenamt oder die Legalität von Hochfrequenzhandel und Schattenbanken“ mit sozialer Marktwirtschaft nicht mehr viel zu tun. So schreibt er in seinem Buch „Die Partizipatorische Marktwirtschaft“, dessen Inhalt er bei seinem Vortrag der Pauluskirche umriss.

Die Soziale Marktwirtschaft existiere nur noch zum Teil als Realität, lautet Mayers Zustandsbeschreibung. ‚Die Partizipatorische Marktwirtschaft‘ indes könne die Marktwirtschaft reformieren. Ihre Eckpfeiler seien die Demokratisierung der Wirtschaft mit Mitarbeiter*innen-Beteiligung und einem partizipatorisches Grundeinkommen sowie direkte Demokratie, Bürgerbeteiligung und nachhaltiges Wirtschaften.

Als Gradmesser für Fortschritt sieht der Autor die absolute Zahl der verursachten Umweltschäden pro Jahr, den Gesundheitszustand der Bevölkerung und das Bruttoinlandsprodukt pro Jahr. Aber auch die Kriminalitätsrate, insbesondere Straftaten gegen das Leben und die Gesundheit, der Gini-Koeffizient – ein Gradmesser zur Bestimmung der ökonomischen Ungleichheit -, den Fortschritt von Tierrechten und die subjektive Zufriedenheit der Menschen seien als Kriterien einzubeziehen.

Um einen so beschriebenen Fortschritt zu erreichen, müsse die Wirtschaft sich wandeln, ist Jens Mayer überzeugt. Er fordert die Reduktion umweltschädlicher und rein konsumistischer Branchen, zum Beispiel der Auto- und Kleidungsindustrie oder der Herstellung von häufig wechselnden Konsumgeräten. Wohlstand müsse aus umweltfreundlichen Branchen erwachsen. Dazu seien massive Investitionen in grüne Technologien erforderlich, die auch zur Klimaneutralität führten.

Für ein sicheres und gerechteres Sozialsystem fordert Mayer ein ‚Partizipatorisches Grundeinkommen‘ in Höhe von 1000 Euro für alle. Das sorge für materielle Sicherheit und erhöhe gleichzeitig die Motivation, etwas zu tun. Menschen ohne Erwerbseinkommen könnten durch zivilgesellschaftliches Engagement auch eine Bonuszahlung erhalten. Als Idee zur Finanzierung dieses Einkommensmodells schlägt Mayer vor, Steuerquellen zugrunde zu legen. So soll das Einkommen sichergestellt werden aus Finanztransaktionssteuern, Konsumsteuern, Einkommens- und Vermögenssteuern sowie zum Teil auch aus der Finanzierung über Zentralbankgeld. Mayer erscheint eine Mischfinanzierung sinnvoll und krisenresistent.

In der Pauluskirche Dortmund treffen sich unter anderem regelmäßig das Klimabündnis Dortmund, die Regionalgruppe Gemeinwohl-Ökonomie sowie eine Gruppe ‚Postwachstum‘. Weitere Vorträge und Gesprächskreise behandeln die Themen ‚Alternatives Wirtschaften‘ und ‚Alternative Lebensweise‘. Der Vortrag von Jens Mayer war Teil einer Reihe von Bildungsveranstaltungen zu diesem Themenfeld.

Foto: privat
Für Jens Mayer ist „Die Partizipatorische Marktwirtschaft“ eine Alternative zur Sozialen Marktwirtschaft.
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