28.05.2015 // Betriebsbesuche

Pfarrer gehen in die Bäckerei

Ende Mai besuchten Pfarrer und Pfarrerinnen des Kirchenkreises das "Schürener Backparadies" um sich über Veränderungen in der Arbeitswelt zu informieren.

Besuch beim Backparadies Schüren

Im Ernst: Dieser Bäcker ist ganz koscher. Und er ist der einzige in Dortmund, sogar einer der wenigen in ganz Deutschland, der koscher backt – überwacht vom Rabbi der Gemeinde. Und das ist nicht die einzige Spezialität des „Backparadies Schüren“.  „Ich nehme ganz andere Rohstoffe“,so Tim Kortüm, der Chef. „Keine Emulgatoren, keine Konservierungsstoffe. In meine Brötchen kommen nur Hefe, Wasser, Salz, Mehl und Margarine.“

Ende Mai besuchten Pfarrer und Pfarrerinnen des Kirchenkreises den Schürener Bäcker – im Rahmen ihrer Betriebsbesuche, um sich über Veränderungen in der Arbeitswelt zu informieren . Hier in Schüren ist er übrigens als „der Holländer“ bekannt. Weil seine Mutter Holländerin ist und früher fünf seiner Angestellten aus Holland kamen. Übrigens arbeiten bei ihm 32 Menschen aus 13 Nationen, alle möglichen Hautfarben inklusive.  Kortüm pflegt sein Image mit Blau-Weiß-Rot, den holländischen Farben, mit einer Windmühle auf dem Dach und Tulpen.   

400 Backbetriebe gab es in Dortmund in den 70er Jahren, erfahren die Theologen von ihm. Heute sind es noch 36. Die „Großen“, das sind für ihn eher Fabriken und Industrien. Bei ihm, darauf legt er Wert, wird noch handwerklich gearbeitet. Und das in einer großen Vielfalt. 26 Brotsorten bietet er an, rund 30 Brötchensorten und am Wochenende können es auch schon mal bis zu 50 Sahnetorten werden.

Wie kam er als Nichtjude dazu, koscher zu backen? Weil in den 90er Jahren der Rabbi einen neuen Bäcker sucht, erklärte er. Aus anfänglich nur wenigen Produkten wurde schließlich die komplette Produktpalette koscher. Deshalb liefert er auch bis nach München, Hamburg und Brandenburg, für die Feste an Chanukka, Purim oder Passah. „Ich weiß mittlerweile mehr über koschere Sachen als die meisten Juden.“

 


Im Bezirk der Handwekskammer Dortmund gibt es knapp 20.000 Handwerksbetriebe, 12.000 von ihnen sind meisterpflichtig. Sie beschäftigen rund 130.000 Menschen und haben einen Umsatz von 11 Milliarden Euro.

Foto: Stephan Schütze
Backen als Handwerk – das gilt noch im „Backparadies Schüren“.