07.12.2016 // Salon der Querdenkerinnen

Philosophinnen von der Antike bis zur Neuzeit

Einen Parforceritt durch die Geschichte der weiblichen Philosophie, nämlich von der Antike bis zur Neuzeit, gab es beim Salon der Querdenkerinnen.

Salon der Querdenkerinnen

Einen Parforceritt durch die Geschichte der weiblichen Philosophie, nämlich von der Antike bis zur Neuzeit, bewältigten die Besucherinnen des Salons der Querdenkerinnen auf Einladung der Frauen- und Gleichstellungsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund.

In ihrer Begrüßung betonte Salon-Vordenkerin Dr. Ingrid Lessing, Ziel sei es, die Namen der Philosophinnen aus dem Dunkel der Geschichte zu holen. Dass in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nur eine kleine Auswahl in diesen Genuss kommen konnte, tat der Qualität des Salons keinen Abbruch.

„Aristoteles definierte Frauen als Privation, als Mängelwesen am Mannsein, nur biologisch notwendig zum Zwecke der Arterhaltung“, wusste Marit Rullmann, M.A. phil., Referentin des Abends, zu berichten. „Das Frauenbild der Antike beschränkte sich auf Kinderkriegen und Haushalt“, so Rullmann.

Ausnahmen gab es allerdings auch: So sei Sokrates durchaus geneigt gewesen, Aspasia von Milet zuzuhören. In Platons Symposion berichtet er über Diotima, die ihn in die Lehre und Mysterien der Liebe einweihte. Ob Diotima tatsächlich gelebt hat, ist unklar. Als dritte Denkerin der Antike stellte Rullmann Hypatia (350/370-415) von Alexandria vor.

„Sie markiert das Ende der Antike“, erläuterte die Referentin. Hypatia war Neuplatonikerin und verfasste einen „13-bändigen Kommentar zur Arithmetik“. Ihr Geburtsjahr sei fraglich, annähernd belegt sei aber ihr Todesjahr. Im März 415 wurde sie von Christen grausam ermordet. Hypatias Leben und Wirken wurde in dem Film „Agora – Die Säulen des Himmels“ verfilmt.

Nach dem kurzen Abriss über das Leben der antiken Denkerinnen stellte Rullmann mit Simone Weil eine Frau des 20. Jahrhunderts vor. Die französische Sozialrevolutionärin arbeite in einem Pariser Metallbetrieb und schrieb darüber. Als Jüdin musste Weil Frankreich verlassen. Ihr ungewöhnliches, rigides Leben endete 1943 tragisch im Exil in England. Weil starb an Unterernährung, weil sie sich weigerte, mehr zu essen, als es den Menschen in ihrer Heimat möglich war.

Rosa Meyreder, geboren 1858 in Wien, machte als Kritikerin des Patriarchats von sich reden. „Sie kämpfte gegen die Prostitution, aber nie gegen Prostituierte“, erläuterte Rullmann. Man könne Meyreder durchaus als Vordenkerin der Frauenbewegung sehen. Rullmann: „Sie stellte die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern in Frage und war dabei so radikal wie keiner zuvor.“

Von Marie de Gournay war der Philosoph Michel de Montaigne so fasziniert, dass er ihr gestattete, seine Essays herauszugeben. Keine Selbstverständlichkeit am Beginn des 17. Jahrhunderts. Von Marie de Gournay ist neben anderen Werken die Streitschrift „Von der Gleichheit von Männern und Frauen“ überliefert.

Mit Christine de Pizan (1364-1429/30) beendete Marit Rullmann ihre Ausführungen. „Obwohl schon mit 15 Jahren verheiratet, wurde de Pizan Berufsschriftstellerin.“ Sie wurde früh Witwe (1390), verfasste eine Biografie über Kaiser Karl V. und forderte ihre Zeitgenossinnen immer wieder zum selbstständigen Denken auf.

Dem Vortrag von Marit Rullmann schloss sich eine lebhafte Diskussion zwischen den Salonbesucherinnen und der Referentin an. Musikalisch wurde der Abend von Michaela Schalt (Gitarre) und Dorothée Lehna (Blockflöte) gestaltet.

  • Ausführliche Informationen zu den hier vorgestellten und weiteren Philosophinnen finden sich im Buch von
    Irene Trawöger, Marit Rullmann (Hrsg.):
    „Welt Weise Frauen Philosophinnen von der Antike bis zur Neuzeit in Wort und Bild porträtiert“.
Foto: Stephan Schütze
Marit Rullmann (Bildmitte) führte im Salon der Querdenkerinnen durch die Welt der Philosophinnen.