Dass die Innensanierung eines Kirchenbaus mit einem Architekturpreis belohnt wird, passiert nicht oft. Aber die Dortmunder Stadtkirche Sankt Petri war auch ein besonderes Projekt, und bei der Spital-Frenking + Schwarz Architekten Stadtplaner BDA PartGmbH ist man zu Recht stolz darauf, wie die Auszeichnung beweist: Der Bund der Architektinnen und Architekten (BDA) Dortmund-Hamm-Unna hat die Sanierung im Rahmen seines Architekturpreises 2023 mit einer Anerkennung geehrt.
Der Auftrag umfasste nicht weniger, als den seit dem Wiederaufbau in der 1960er Jahren kaum veränderten Innenraum der zentral am Westenhellweg gelegenen Kirche einladend für eine immer bunter werdende Stadtgesellschaft zu gestalten – und zugleich und funktional für ganz unterschiedliche Zwecke und Veranstaltungen.
Von April 2022 bis August 2023 war Sankt Petri für den Umbau geschlossen. Und was dabei entstanden ist, vermittelt auch die besondere Art der Zusammenarbeit aller Beteiligten. „Die Architekten haben sich unglaublich intensiv eingearbeitet – auch in das, was Stadtkirchenarbeit bedeutet“, sagt Pfarrerin Christine Schürmann, die bis heute gerührt ist, wenn sie den neu gestalteten Kirchenraum betritt. Prof. Michael Schwarz vom Architektur- und Stadtplanungsbüro Spital, Frenking und Schwarz – zuständig fürs Gesamtkonzept, aber wie bei jeder Baustelle angewiesen auf die vielen einzelnen Beiträge aller Gewerke und Beteiligten – gibt das Kompliment weiter: „Die Art des Austauschs gehört für mich zu den Wesensmerkmalen dieses Projektes – Handwerker zähle ich mit in den Kreis. Dieses Miteinander-vertraut-Sein ist nicht üblich bei Projekten der öffentlichen Hand.“
Konkret liest sich das so: „In enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gelang es unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Anforderungen, für die Stadtkirche ein neues Innenleben zu schaffen, sie technisch auf den neuesten Stand zu bringen und mit einem neuen Ausstellungskonzept zu versehen. Neben der Sanierung des Innenraums waren die Beleuchtungs- und Ausstellungskonzeption, das Anfertigen von hochwertigen Möbeln sowie die transformierende Abstraktion der historischen und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kanzel besondere Schwerpunkte der Maßnahmen. Die räumliche Konzeption und Verlagerung einzelner Orte im Gesamtraum der Kirche sowie die Reparatur und Neudefinition von Wand- und Deckenoberflächen als begleitende bauliche Maßnahmen wurden ebenso wie die Gestaltung der Empfangs- und Ausstellungsbereiche und passende Ordnungs- und Lagerungssysteme erarbeitet.“
Dem BDA ging es bei um qualitätvolle und nachhaltige Gestaltung in den Bereichen der Architektur und der Stadtplanung; Kriterien waren die Einbindung in den städtebaulichen Kontext und den Baubestand, Gestaltqualität und Funktionalität. Auch ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen wurden berücksichtigt. Die Preisverleihung fand Mitte Februar im Baukunstarchiv NRW am Ostwall statt.
Das sagt die Jury
„Die Sanierung der evangelischen Stadtkirche St. Petri erfolgte in einer besonders zurückhaltenden architektonischen Haltung. In der gesamten Planung und Ausführung zeigen sich ein sensibler Umgang mit dem Bestand und feinfühlige, minimalinvasive Eingriffe. Im gesamten Projekt, das die Beleuchtung als architektonisches Element in den Vordergrund stellt, wird eine zeitgemäße Sakralität spürbar, die das Bauen im Bestand als dienende Tätigkeit versteht und die aufgrund ihrer Zurückgenommenheit den Bestandsbau nobilitiert.“