17.11.2014 // Salon der Querdenkerinnen

„Radikale Einmischung in die Welt“

„Luther, Zwingli, Melanchthon, Calvin“, das seien die Namen, mit denen die Reformation in Verbindung gebracht wird. Das Thema im Salon der Querdenkerinnen lautete: „500 Jahre Reformation – Von Frauen gestaltet?“

Die Frauen der Reformation im Salon der Querdenkerinnen

„Luther, Zwingli, Melanchthon, Calvin“, das seien die Namen, mit denen die Reformation in Verbindung gebracht werde, sagte Anke Steger, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, im Salon der Querdenkerinnen, der Mitte November im Reinoldinum stattfand.

Das Thema des Abends lautete: „500 Jahre Reformation – Von Frauen gestaltet?“. Allenfalls Katharina von Bora sei in diesem Zusammenhang ein Begriff. Aber wer kennt Wibrandis Rosenblatt oder Marie Dentiere? „Andere Frauen kommen in der Historie dieses umwälzenden, kirchengeschichtlichen Ereignisses zunächst einmal nicht vor.“ Darum solle im Salon die „weibliche Seite der Reformation“ gezeigt werden.

Als Referentin war Dr. Kristina Dronsch, Projektleiterin für das Verbundprojekt „Frauen und Reformationsdekade“ eingeladen. „Alles nur Luther?“, fragte Dronsch zu Beginn ihres Vortrages. Werde das Reformationsjubiläum nur gefeiert, weil es Luther gegeben habe?

Die Referentin ist überzeugt: „Luther war nur zu Beginn für die Reformation wichtig.“ So sei auch der Begriff „Lutherdekade“ nicht richtig. Dies sei eine „Engführung“ aus „marketingtechnischen Gründen“. Allmählich beginne sich aber der Begriff „Reformationsdekade“ durchzusetzen. „Die Reformation war nur möglich, weil sie von einer breiten Basis – Männer wie Frauen – getragen wurde“, ist sich Dr. Kristina Dronsch sicher.

„Die Reformation hat viele Gesichter“, erläuterte die Referentin. Frauen wie Elisabeth von Calenberg-Göttingen, Argula von Grumbach, Ursula Weyda, Katharina Zell und Elisabeth Cruciger, trugen dazu bei, dass in einer Zeit, als die Gleichberechtigung der Frau „noch nicht einmal am Horizont zu erahnen war“, „Gedanken und Überzeugungen“ der Reformation weitergetragen wurden. Das Leben und reformatorische Wirken dieser fünf außergewöhnlichen Frauen stellte  Kristiana Dronsch ausführlicher vor.

Elisabeth von Calenberg-Göttingen formulierte eine evangelische Ethik. Argula von Gundlach verfasste Flugschriften, die höchste Auflagen erzielten. Ursula Weyda mischte sich mit ihren Flugschriften in eine „Streitkultur ein, die nur Männern vorbehalten war“. Elisabeth Cruciger, wie Katharina von Bora eine ehemalige Nonne, war die „erste Liederdichterin der evangelischen Kirche“. Das Lied „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ wird heute noch gesungen (Nr. 67 im Evangelischen Gesangbuch). Und Katharina Zell schließlich, eine „Reformatorin der ersten Stunde mit sozialem Auftrag“, engagierte sich in sozialen und diakonischen Bereichen.

„Glaube findet nicht in Gelehrtenstuben statt“, zog Dr. Kristina Dronsch ein Fazit ihrer Ausführungen. Die Botschaft der Reformationsfrauen für die Menschen heute laute: „Glaube ist nichts anderes als die radikale Einmischung in die Welt.“ Das schließe auch die Angst vor dem eigenen Tod aus. „Ja, wenn ich allein sterbe, so werden doch hundert Frauen wider sie schreiben. Denn ihrer sind viele, die belesener und geschickter sind als ich.“ Mit diesem Zitat aus einem Sendbrief Argula von Grumbachs an den Rat der Stadt Ingolstadt, beschloss die Referentin ihren Vortrag.

Wer mehr über die „weibliche Seite“ der Reformation erfahren will, findet auf der folgenden Internetseite weiterführende Informationen:

Foto: Stephan Schütze
Dass die Reformation nicht nur das Werk von Männern war, bewies Dr. Kristina Dronsch (3.v.r) eindrücklich im Salon der Querdenkerinnen.