08.05.2015 // Gedenkgottesdienst

Radikales Nein zum Krieg

Ein „radikales Nein zum Krieg“ formulierte Pfarrerin Annette Muhr-Nelson am 8. Mai beim Gedenkgottesdienst zum Ende des Zweiten Weltkrieges in St. Reinoldi.

Gedenkgottesdienst zum Kriegsende in St. Reinoldi

Ein „radikales Nein zum Krieg“ formulierte Pfarrerin Annette Muhr-Nelson, die Friedensbeauftragte der westfälischen Landeskirche, am 8. Mai beim Gedenkgottesdienst zum Ende des Zweiten Weltkrieges in der Stadtkirche St. Reinoldi.

Muhr-Nelson kritisierte deutsche Militäreinsätze als Instrument geostrategischer Außenpolitik. Daran solle man sich nicht gewöhnen. „Wir halten es für normal, dass Bundeswehrsoldaten am Horn von Afrika im Einsatz sind, um die Handelswege deutscher Firmen abzusichern.“

Nicht gewöhnen dürfe man sich auch daran, dass Deutschland der drittgrößte Waffenlieferant der Welt ist. Konsequenzen aus einem radikalen Nein zum Krieg seien eine Vervielfachung der humanitären Hilfe, eine Ausweitung der Aufnahme von Flüchtlingen, entschiedenen Protest gegen Rüstungsexporte und die Stärkung friedensfähiger Kräfte in den Kriegsregionen. Sie warnte davor, die Versöhnung mit den Völkern der ehemaligen Sowjetunion in der Ukrainekrise aufs Spiel zu setzen.

Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund hatte den Gedenkgottesdienst unter das Motto „Erinnern – Gedenken – Unsere Friedensverantwortung heute“ gestellt. Eine Stunde vor Gottesdienstbeginn läuteten für zehn Minuten in Dortmund, Lünen und Selm die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen.

Gleich zu Beginn des Gottesdienstes erinnerte Pfarrer Friedrich Stiller in seiner Begrüßung daran, dass Europa noch nie eine „solche Katastrophe seiner Zivilisation“ erlebt hatte.

Die Auswirkungen für Dortmund führte Redakteur und Historiker Oliver Volmerich in einem  Vortrag vor Augen. Er zeigte Aufnahmen von Filmamateuren, die zu Beginn des Jahres 1945 in Dortmund gedreht wurden. Seine Schlussfolgerung: „Nach mehreren Jahren Bombenkrieg lag die stolze Stadt in Trümmern.“

Rainer Zunder, Redakteur im Ruhestand, erinnerte an die „zweite Schuld der Deutschen“ nach dem Kriegsende, an das jahrelange Verschweigen und Wegsehen.

„Der andere Chor Herdecke“ unter Leitung von Ernst-W. Hemmerich sorgte für ein bewegendes Klangerlebnis: Er führte die Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ auf, die Kreuzkantor Rudolf Mauersberger unter den Eindrücken der Zerstörung Dresdens schrieb und für die er auf alttestamentliche Texte zurückgriff.

Den Gottesdienst gestalteten Pfarrer Wolfgang Buchholz, Pfarrer Friedrich Stiller und Dekanatsjugendseelsorger Pastor Martin Blume von der Katholischen Kirche. Veranstalter war der Evangelische Kirchenkreis Dortmund, Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung, in Verbindung mit der Katholischen Stadtkirche.

Die Kollekte des Gottesdienstes in Höhe von 220,15 Euro geht an den Arbeitskreis Christen gegen Rechtsextremismus.

Die Predigt über Micha 4,1-4 zum Herunterladen:

  • muhr_nelson_8mai2015.pdf, 78 KB
Foto: Stephan Schütze
Vom Frieden her denken – das war die Botschaft des Gottesdienstes zum 8. Mai. Auf unserem Foto: Ernst-W. Hemmerich vom „Der andere Chor Herdecke“, Rainer Zunder, Pfarrer Friedrich Stiller, Pfarrerin Annette Muhr-Nelson, Pastor Martin Blume, Pfarrer Wolfgang Buchholz und Oliver Volmerich.