25.11.2016 // Rechtsextremismus

Raus aus der Rechten Ecke

Einmal Nazi, immer Nazi? Von wegen. Alleine im Laufe der letzten Jahre sind in NRW 70 Nazis aus der Szene ausgestiegen. Darunter auch Dortmunder.

Rechtsextremismus: Ausstiegsberater berichten

Einmal Nazi, immer Nazi? Von wegen. Alleine im Laufe der letzten Jahre sind in NRW 70 Nazis aus der Szene ausgestiegen. Darunter auch Dortmunder. Das berichteten jetzt Mitarbeiter der Aussteigerberatungen NinA NRW und ComeBack. Eingeladen hatte sie der Arbeitskreis Christen gegen Rechtsextremismus.

„Ausgrenzung von Rechtsextremen reicht nicht“, so Friedrich Stiller, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung, in seiner Begrüßung. Es müsse auch Wege gefunden werden, sie aus der Szene rauszuholen. Das entspreche „unserem christlichen Menschenbild und der Vorstellung, dass man sein Leben auch ändern kann.“

Dabei kann ein Ausstieg langwierig sein und Jahre dauern, berichteten die Experten. Die wollten übrigens namenlos bleiben und auch nicht fürs Foto posieren.  Denn großen Wert legen sie auf Sicherheit, sowohl für sich selbst als auch für die Aussteiger.

„Fast jeder Ausstiegswillige hat massive Angst vor Übergriffen der ´Kameraden`“, erzählten sie. Deshalb tun sie alles, um die Aussteiger zu schützen, auch in Zusammenarbeit mit der Polizei.

Häufig bevorzugen sie einen sogenannten „langsamen“ Ausstieg statt plötzlichem Bruch. Das kann ein Umzug in eine andere Stadt und ein Jobwechsel sein – wobei sie behilflich sind – oder auch ein allmählicher Rückzug von Treffen und Veranstaltungen.

Wie kommt man überhaupt dazu, auszusteigen? Die Motive seien völlig unterschiedlich. Das können schlechte Erfahrungen in der Szene sein oder auch negative Reaktionen aus dem eigenen Umfeld. Manche würden auch Angst vor strafrechtlicher Verfolgung haben. Die hautsächliche Zielgruppe der Ausstiegsberater sind Mitläufer.

„Mit denen ist noch eine Diskussion möglich.“ Doch sie haben auch Erfahrungen mit ausstiegswilligen Aktivisten oder sogar Kadern.  Auch wenn ein Ausstieg manchmal drei oder vier Jahre dauert, liegt die Erfolgsquote bei „beinahe hundert Prozent“.

Die beiden Ausstiegsberatungen sind die einzigen in NRW. Insgesamt arbeiten hier vier Personen. Deutlich zu wenig. „Wir wünschen uns, dass die Präventionsarbeit einen höheren Stellenwert bekommt.“

Foto: Stephan Schütze
Der Arbeitskreis Christen gegen Rechtsextremismus hat zur Veranstaltung „Wege aus der Rechten Szene“ eingeladen. Unser Foto zeigt Pfarrer Friedrich Stiller, Diane Spitz und Rainer Zunder vom Arbeitskreis.