02.06.2015 // Dialogkreis Kirche und Wirtschaft

Religiöse Vielfalt im Arbeitsleben

Können Erfahrungen des Interreligiösen Dialogs nützlich sein für die Wirtschaft? Dieser Frage ging der Dialogkreis Kirche und Wirtschaft nach.

Dialogkreis Kirche und Wirtschaft thematisiert den interreligiösen Dialog

Können die Erfahrungen aus dem Interreligiösen Dialog auch nützlich sein für die Wirtschaft? Dieser Frage ging der evangelische Dialogkreis Kirche und Wirtschaft nach, zu dem der Evangelische Kirchenkreis Anfang Juni in Kirche und Gemeindehaus Wellinghofen eingeladen hatte.

Mit „Managing Diversity“ war der Abend überschrieben. Auf Deutsch: wie ist es möglich, Vielfalt konstruktiv zu nutzen? Unternehmen im Ruhrgebiet sind häufig multireligiös und multikulturell – unabhängig von Branche und Betriebsgröße. Deshalb sei es wichtig, so die Einladung zum Dialogkreis, das interkulturelle Miteinander im Unternehmensalltag zu gestalten, vielleicht sogar zu fördern. Referenten des Abends waren Rabbiner Avichai  Apel von der jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, Ahmad Aweimer vom Rat der Muslimischen Gemeinden in Dortmund und Pfarrer Friedrich Stiller. Sie hatten vor mehreren Jahren gemeinsam den Dialogkreis der Abrahamsreligionen gegründet. Das Aufeinander-Zugehen betonten sie alle drei. Natürlich hätten wir unterschiedliche Ansichten und Meinungen, genauso wie wir unterschiedliche Gesichter hätten, meinte Apel. Doch „was uns unterscheidet soll uns nicht trennen“. Ähnlich sieht es Aweimer, der dafür plädiert, dem „Glauben der anderen mit vollem Respekt zu begegnen“. Deshalb, so Stiller, gebe es keine Alternative zum Dialog der Religionen.

Könnte diese Tradition des Interreligiösen Dialogs auch ein Modell für Gesellschaft und Wirtschaft sein? Aweimer und Apel berichteten aus ihrer Perspektive über  Probleme, die gläubige Juden und Muslime in der Arbeitswelt haben und die von den Arbeitgebern häufig nicht gesehen oder ignoriert werden. Beispielsweise, so Aweimer, der Wunsch, die Arbeitszeit so zu gestalten, dass die Ausübung der Religion möglich ist. Da fange bei Freitagsgebet, Ramadan und Opferfest an und ende bei Speisevorschriften in der Kantine noch lange nicht. Apel ergänzt: Ein Verkäufer müsse auch am Samstag hinter der Theke stehen, der sei für Juden jedoch ein Feiertag. Die Kopfbedeckung ist sowohl für Aweimer als auch für Apel ein Thema. Juden würden häufig befürchten, diskriminiert zu werden, wenn sie eine Kippa bei der Arbeit tragen. Gleiches gelte, so Aweimer, für das Kopftuch bei Muslima. Beide Referenten waren sich in der Schlussfolgerung einig: wenn man in Deutschland bleiben will, dann möchte man auch seine Religion frei leben dürfen.

Foto: Stephan Schütze
Pfarrer Wolfgang Buchholz (Bildmitte) begrüßte den Dialogkreis Kirche-Wirtschaft in der Alten Kirche Wellinghofen.