14.02.2019

Religiöser Glaube und Klimwandel

Welche Zukunft werden sie haben? Wird sie lebensfeindlich sein oder gibt es noch eine Chance, sie lebenswert zu gestalten?

Angesichts drohender Klima- und Ökokatastrophe plagen diese Fragen Pfarrer Friedrich Laker, wenn er an seine fünf Enkelkinder denkt. „Selbst meine Generation wird den Wandel spüren.“

Nicht nur für ihn als Theologen ist die Frage spannend, welche Rolle dabei die – abrahamitischen – Religionen spielen. Und zwar im negativen wie positiven Sinn. „Die alte Schöpfungsgeschichte und der neue Bericht des Club of Rome“ lautete deshalb der Vortrag zu dem die Gemeingüter-Initiative von Pauluskirche und Kultur und die Gesellschaft für eine Glaubensreform eingeladen hatten.

Bei einem „Weiter so“ drohe der Kollaps der Weltgesellschaft, hatte der „Club of Rome“ bereits 1972 gewarnt. Damals war von Klimakatastrophe noch keine Rede. Jetzt präzisiert der Club seine Warnungen: Die Heisszeit könne binnen einiger Jahrzehnte zum Untergang von 90 Prozent aller Lebewesen führen. Wohlgemerkt auch zur Vernichtung von 90 Prozent aller Menschen.

Jetzt geschehe etwas, so Pfarrer Laker, was in der Milliarden Jahre langen Existenz unserer Erde einmalig sei. Der Mensch entziehe durch seine Wirtschafts- und Lebensweise sich selbst die Grundlage. Ganze Arten verschwinden, Überschwemmungen nie gekannten Ausmaßes drohen, ungeahnte Flüchtlingsströme und ein unerbittlicher Kampf um Ressourcen seien die mögliche Zukunft.

Hat, so die Frage Lakers, die biblische Schöpfungsgeschichte Anteil an dieser gnadenlosen Herrschaft des Menschen mit seiner völligen Ausbeutung eben dieser Schöpfung? Ja, befürchtet er. Denn Genesis 1 mit seiner Behauptung der Gottesebenbildlichkeit des Menschen, seinem Auftrag über andere Lebewesen zu herrschen und sich die Erde untertan zu machen sei mit ein Grund für die Überhöhung menschlicher Fähigkeiten und menschlicher Überheblichkeit gegenüber anderen Lebewesen.

Die Schöpfungsgeschichte sei in ihren Entstehungszusammenhang vor 2.500 Jahren einzuordnen. Historisch hätte sie ihre Gültigkeit gehabt, doch beruhe sie auf einem jetzt veralteten Weltbild. „Die Menschheit steht vor der Aufgabe, ein neues Denken und eine neue Philosophie zu schaffen“, so Laker, der auch für die Religionen einen Paradigmenwechsel fordert.

Ansätze hierfür sieht er bei Papst Franziskus, seiner neuen Einstellung der Natur gegenüber und seinen Angriffen gegen die kapitalistische Wirtschaftsweise. Oder die Kampagne von „Brot für die Welt“ und ihrer Forderung nach einer Ethik der Begrenzung und des „Genug“ .Auch die in der westlichen Welt ziemlich unbekannte islamische Erklärung zum globalen Klimawandel reihe sich in die positiven Ansätze einer „neuen Kosmologie der lebendigen Erde und des lebendigen Wirtschaftens“ ein. Nur so hätte die Religion die spirituelle Kraft für die dringend nötige Wende.

Foto: EvKkDo
Pfarrer Friedrich Laker plädiert für ein neues Paradigma der Religion, für ein „Bündnis für die Erde“ und eine „Theologie des Lebens“. Foto: EvKkDo