26.09.2014 // (Un)Fair gehandelter Kleidung

Schicke Ausbeutung

Ein schickes T-Shirt für 29 Euro. Wie hoch ist der Lohnanteil, den die Näherin des Shirts bekommt: die Hälfte oder nur ein Viertel oder sogar nur zehn Prozent? Alles falsch. Es sind ganze 18 Cent.

Veranstaltung zu (un)fair gehandelter Kleidung

Ein schickes T-Shirt für 29 Euro. Wie hoch ist der Lohnanteil, den die Näherin des Shirts bekommt: die Hälfte oder nur ein Viertel oder sogar nur zehn Prozent? Alles falsch. Es sind ganze 18 Cent.

Kaum teurer wäre das Shirt, wenn die Textilarbeiter in Bangladesh, Kambodscha oder China, die Pflücker auf den Baumwollfeldern und die Beschäftigten in den Webereien und Spinnereien einen Lohn bekämen, von dem sie leben könnten.

Dr. Sabine Fehrenschild machte an diesem Beispiel deutlich, dass die soziale Lage derer, die Mode für den globalen Markt produzieren, kaum zur Kenntnis genommen wird – zumindest jenseits der medial wahrgenommenen Tragödien nach einem Einsturz oder Brand von Textilkomplexen.

Fehrenschild ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei  dem Institut „Südwind“, das sich für eine gerechte Weltwirtschaft einsetzt. Sie referierte auf Einladung der Werkstatt Ökumene Eine Welt zum Thema „Gefährliche Arbeit für europäische Mode in asiatischen Textilfabriken“.

In Bangladesh, so Fehrenschild, liege ein existenzsichernder Lohn bei 235 Euro monatlich, der gesetzliche Mindestlohn beträgt lediglich 49 Euro – und auch der wird häufig unterschritten. In anderen Ländern Asiens sehe es nicht besser aus. Die Folge: die Arbeitenden sind gezwungen, exzessive Überstunden zu machen, um überleben zu können.

Weitere Missstände zählte Fehrenschild auf: Die Gebäudesicherheit, bei der die ohnehin niedrigen Standards nicht eingehalten würden, sei mangelhaft. Es gebe einen „Schlafsaalkapitalismus“, ein zwangsweises Wohnen auf dem Fabrikgelände, um jederzeit über die Arbeiter zu verfügen. Eine gewerkschaftliche Tätigkeit würde behindert oder sei verboten.

Hoffnung setzt Fehrenschild in ein „Textilbündnis“ aus Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft, das möglicherweise noch im Oktober gegründet werden soll. Obwohl: freiwillig soziale Standards zu proklamieren sei zwar ein Fortschritt, doch eigentlich müssten diese gesetzlich verankert werden.

So fordert Fehrenschild eine Unternehmenshaftung, eine Transparenz über die Lieferkette und, so betonte sie ausdrücklich, freie Gewerkschaftstätigkeit. Und auf einen weiteren Aspekt machte sie aufmerksam, auf unser Wirtschaftsmodell, das auf Massenkonsum beruht. „Wir brauchen ein anderes Wirtschaftsmodell, das auf Nachhaltigkeit setzt.

Foto: EKKDO
Dietrich Weinbrenner von der MÖWe begrüßte Dr. Sabine Fehrenschild in der Werkstatt Ökumene Eine Welt in Schüren. Dort referierte sie zur Entwicklung im globalen Textilmarkt.