Symposium fordert Bildungsoffensive für benachteiligte Kinder und Jugendliche
„Schule muss stark fürs Leben machen.“ Für Prof. Hans-Martin Lübking ist klar, welche Schule Kinder und Jugendliche brauchen. Bildung darf nicht nur auf Berufsfähigkeit ausgerichtet sein. Sie soll die kreative, musische und soziale Entwicklung der Schüler fördern.
Doch die Schulrealität ist weit davon entfernt. Besonders Schüler, die nördlich der A40 aufwachsen, haben schlechte Bildungschancen. Das entlarven die bunten Grafiken der Wanderausstellung „Lebensqualität im Ruhrgebiet – für alle!?“ die in der Kokerei Hansa zu sehen ist.
Geringes Einkommen, "bildungsferne" Elternhäuser, Migrationshintergründe erschweren die Schulkarriere von Kindern. Die Macher der Ausstellung luden Ende Mai zu dem Symposium „Bildungsoffensive am rechten Ort!?“ in die Kokerei ein.
Weniger Schulabbrecher erhofft Ministerialrat Richard Stigulinszky sich von dem neuen Übergangssystem Schule-Beruf. 2011 hatte das der Ausbildungskonsens NRW beschlossen. Ab der achten Klasse sollen Schüler nun intensiv und individuell bei ihrer Studium- oder Berufswahl begleitet werden. „Kein Abschluss ohne Anschluss“, so Stigulinsky. „Wer ausbildungsreif ist, soll möglichst schnell nach der Schule den Einstieg in eine Berufsausbildung finden“.
„Bildung ist mehr als Schule“, damit punktete Raimund Echterhoff von der Emschergenossenschaft. Er fand eindrückliche Beispiele wie sich sein Wirtschaftsunternehmen zu einem wichtigen Bildungspartner für die Menschen in der Region entwickelt hat. Die Genossenschaft betreibt „blaue Klassenzimmer“ am Fluss, initiiert soziale Stadtteilprojekte und achtet auch in ihren Ausbildungsbetrieben auf Chancenausgleich. Teilzeitausbildungen für junge Mütter z.B. sind mittlerweile selbstverständlich.
Leben, Schule, Arbeit müssen sich besser verzahnen. Darin waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Aber Schulpolitik ist auf einem langen Atem angewiesen. „Wir brauchen gut ausgestattete Stadtteilschulen, mit Bibliotheken, Cafe und attraktiven Veranstaltungen, die in ihr Umfeld ausstrahlen“, forderte Prof. Hans-Martin Lübking. „Machen wir uns nichts vor, das alles kostet viel Geld.“ Der frisch pensionierte Direktor des Pädagogischen Institutes der Evangelischen Kirche von Westfalen erntete für seinen Forderungskatalog viel zustimmenden Applaus.
Pfarrerin Beate Brauckhoff vom Veranstalterkreis freute sich am Ende einer angeregten Publikumsdiskussion, dass Ministerialrat Stigulinszky mit einem Rucksack von Problemanzeigen und konkreten Forderungen die Heimfahrt nach Düsseldorf antreten konnte. ker