11.06.2015 // Gehörlosentreff Lünen feierte

Singen mit den Händen

Zeigefinger und Daumen der rechten Hand bilden einen Kreis, der auf Brusthöhe gehalten wird, dann geht die flache Hand in Bauchhöhe und wird Richtung Gesicht gehoben. Das heißt „Guten Tag“.

Gehörlosentreff Lünen feierte 40jähriges Jubiläum

Zeigefinger und Daumen der rechten Hand bilden einen Kreis, der auf Brusthöhe gehalten wird, dann geht die flache Hand in Bauchhöhe und wird Richtung Gesicht gehoben. Das heißt „Guten Tag“. Oder, so erläutert es der Gehörlosenpfarrer Hendrik Korthaus, man winkt einfach mit der Hand. In der Gebärdensprache bedeutet das „Hallo!“. Und es gab ein großes Hallo an diesem Mittwochnachmittag, als der Treffpunkt für Gehörlose in Lünen sein 40-jähriges Jubiläum feierte.

Gerade weil es selten ist, dass Gehörlose mit anderen Gehörlosen in ihrer Sprache reden können, ist solch ein Treff wichtig, so Pfarrer Korthaus. Und das Bedürfnis nach Kommunikation miteinander ist den rund 60 Anwesenden regelrecht anzusehen. Die Hände gehen ans Ohr, an die Nase, über den Kopf – alle haben sich etwas mitzuteilen; jeder freut sich, den anderen wieder zu treffen.

Besonders begeistert – wollte man es übersetzen, dann würde man formulieren: richtig lautstark – begrüßt wurde als Überraschungsgast die Lüner Pfarrerin i.R. Else Hiddemann. Die jetzt 87-Jährige hatte vor 40 Jahren den Treff gegründet. Pfarrer Korthaus ist seit 2001 hier Seelsorger. Nur zufällig, so erzählt er, sei er als Vikar zur Gebärdensprache gekommen. Ein Sondervikariat in Gehörlosenseelsorge schloss sich an und ein Kurs in Gebärdensprache. Mitte der 90er Jahre konnte er seinen ersten Gehörlosengottesdienst halten.

Großen Wert legt er darauf, dass er zwar der Pfarrer und Seelsorger, nicht aber der Macher und Organisator der Treffs ist. In Lünen kümmern sich darum Erna und Kurt Tischer – und zwar mit Erfolg. Durchschnittlich 40 bis 50 Gehörlose kommen zu den Treffs. Zusätzlich gibt es noch jeden zweiten Sonntag im Monat einen Gehörlosengottesdienst in St. Georg. Auch im Sozialen Zentrum in der Dortmunder Westhoffstraße, bei der Dortmunder AWO und in Hattingen-Witten gibt es solche Treffs, um die sich Korthaus kümmert.

Neben den wichtigen drei „K“s, so formulierte es Korthaus, nämlich Kaffee, Kuchen und Kommunikation, stand zu Beginn des Jubiläumstreff das vierte „K“, die Kirche. Und zwar in Form einer Andacht. Korthaus predigte über den Stellenwert der Gehörlosentreffs unter dem Dach der Kirche.

Apropos Andacht: natürlich gab es auch Lieder und Gebete, mit den Händen gesungen und gesprochen. Eines war auch für den Unkundigen der Gebärdensprache verständlich – das Amen. Es sind die gefalteten Hände.

  • Link zur Gehörlosenseelsorge im Ev. Kirchenkreis Dortmund
Foto: Ev. Kirchenkreis Dortmund
40 Jahre alt wurde der Gehörlosentreff in Lünen. Auf dem Foto im Vordergrund (v.l.) Ulrich Hoffmeister (Gemeindesprecher Lünen), Pfarrer Hendrik Korthaus, Pfarrerin i.R. Else Hiddemann, Erna Tischer und Kurt Tischer (Leitung des Mittwochstreffs).