10.09.2019

Sonnenaufgang ist besser als Kino

„Talk to heaven“ zum Klimaschutz und dem Glauben

Der Glaube und der Klimaschutz – darum ging es beim Gottesdienst „Talk to heaven“ Anfang September in der Pauluskirche. „Motiviert der Glaube“, fragte Pfarrer Friedrich Laker, „stärkt er das Engagement für den Klimaschutz?“ Um der Frage nachzugehen, hatte das Gottesdienstteam mehrere Jugendliche aus der eigenen Gemeinden, von den Bahai und den Aleviten eingeladen.

Vorab sei verraten: die drei Religionen tun sich in Sachen Klimaschutz nichts. Für alle ist die Bewahrung der Schöpfung ein ureigenes Anliegen ihres Glaubens. 

So ist beispielsweise für Barbara aus der Lydia-Gemeinde die Sache klar. „Die Natur ist für mich Ausdruck der Herrlichkeit Gottes.“ Deshalb seien die Christen von Gott beauftragt, sich zu engagieren, ja, sogar Vorreiter zu sein. Schließlich sei ein „Sonnenaufgang besser als Kino“.

Weil im alevitischen Glauben die Natur fest verankert in ihrer Lehre ist, würde sie als heilig angesehen, erläuterte Yildiz aus der alevitischen Gemeinde. „Mensch und Natur bilden für uns eine untrennbare Einheit.“ Deshalb seien sie sehr aktiv, was den Umweltschutz angeht und hätten die Pflicht, die Schöpfung zu schützen.

Bent von den Bahai ist davon überzeugt, dass Mensch und Natur ein Teil von Gottes Schöpfung sind. Deshalb spiele die Natur in ihrer Religion eine große Rolle. Er hofft, dass die Menschheit beginnt, sich als ein einheitliches Menschengeschlecht zu begreifen.

Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten die alevitische Gemeinde und die Gruppe „Groovespecials“ mit musikalischen Träumen von einer lebenswerten Erde und geschützten Natur. Die Verbundenheit von Mensch und Umwelt war Thema zweier alevitischer Lieder, vorgetragen auf der Langhalslaute.

Ein Videoeinspieler der Rede Greta Thunbergs, die sie beim beim UN-Klimagipfel in Kattowitz hielt, machte deutlich, dass es beim Klimaschutz um eine Systemfrage geht. „Unsere Zivilisation wird für die Chancen einer kleinen Gruppe von Menschen geopfert, die immer mehr Geld verdienen wollen. Wenn es unmöglich ist, Lösungen im bestehenden System zu finden, sollten wir das System an sich ändern.“ Es gehe um eine Umwälzung, so Pfarrerin Sandra Laker, „die riesig ist.“ Und dabei hätten die Religionen eine große Aufgabe, ergänzte Friedrich Laker. Denn sie können die Menschen dabei stärken mit ihrer Spiritualität. „Im Handeln und Verändern liegt eine große Kraft“, so Sandra Laker, „die Kraft Gottes“.

Der nächste, übrigens 84. Gottesdienst der Reihe „Talk to heaven“ findet am 8. Dezember statt.



Foto: Stephan Schütze
Wie halten es die Religionen mit dem Klimaschutz? war die Frage beim „Talk to heaven“. Musikalisch gesaltet wurde er u.a. von „Grovvespecials“. Foto: Stephan Schütze