„Marktplatz der Demokratie“ mit den Dortmunder Bundestagskandidaten
Entgegen den Umfragen kann Rot-Grün mit einem komfortablen Wahlergebnis die Regierung stellen. Zusammen haben SPD (35 Prozent) und Grüne (25 Prozent) eine deutliche absolute Mehrheit. Die Linke verdoppelt ihren Stimmanteil auf 25 Prozent, die Christdemokraten kommen auf enttäuschende 15 Prozent und die FDP findet keinen Wähler. Das ist das Ergebnis bei der Probewahl auf dem „Marktplatz der Demokratie“.
Zu dieser etwas anderen Infoveranstaltung über die Bundestagswahlen hatte die Evangelische Kirche am Donnerstag, 12. September ins Reinoldinum eingeladen. Die Dortmunder Bundestagskandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien standen hier Rede und Antwort.
Die Veranstalter hatten Wert darauf gelegt, dass das Publikum nicht nur zuhörte, sondern mitgestaltete. So entschied es über das Schwerpunktthema der Podiumsrunde – die „Kluft zwischen Arm und Reich“ sollte diskutiert werden. Auf dem „Marktplatz“ nutzten zuvor Interessierte persönliche Gespräche mit den Kandidaten. Die rege Diskussion in kleinen Gruppen drehte sich um Themen wie Energiepolitik, Pflege im Alter, Kinderarmut und Koalitionsfähigkeit der Linken.
Beim zweiten Teil des Abends, der Diskussion zu Armut und Reichtum, teilte sich das Podium bei der Bestandsaufnahme in zwei Lager: Die soziale Situation in Deutschland bewerteten Steffen Kanitz (CDU) und Daniel Poznanski (FDP) mit der Schulnote „gut“. Eine 4-5 vergab Marco Bülow (SPD). Markus Kurth (Grüne) war sich mit Hannelore Tölke (Linke) in der Bewertung „Mangelhaft“ einig.
Tölke forderte deshalb die Abschaffung von Hartz IV und eine bedarfsgerechte Mindestsicherung in Höhe von mindestens 1050 Euro. Bülow will den Hartz IV Regelsatz anheben und Menschen in Arbeit bringen. Für Kurth ist die Armutsbekämpfung nicht nur eine Frage von Hartz IV, sondern auch der Bildung und Gesundheit. Kanitz verteidigte seine positive Einschätzung mit dem Argument, dass zehn Prozent der weltweiten Sozialausgaben in Deutschland gemacht würden – bei lediglich einem Prozent der Bevölkerung. „So schlecht kann unsere soziale Situation also nicht sein“. Poznanski assistierte ihm. „Wir reden unseren Standort Deutschland schlecht.“ Unsere Nachbarländer würden sich gerne deutsche Verhältnisse wünschen.
Nach anderthalb Stunden engagierter und kontroverser Diskussion gab Friedrich Stiller für die Veranstalter dem Publikum mit: „Wählen Sie, was sie wollen, aber gehen Sie wählen und wählen nicht die Feinde der Demokratie.“
Den Abend moderierte Gaby Kolle stellvertretende Leiterin der RN-Lokalredaktion. Veranstalter waren das Evangelische Bildungswerk und das Referat für Gesellschaftliche Verantwortung der Vereinigten Kirchenkreise.