Thema war das Verhältnis von Kirche und Politik
Es ist voll und laut in der Stadt: Pokalfinalsamstag. Im schwarzgelben Trubel ist der erste Termin einer besonderen Stadtführung. „Streitbar? Zum Verhältnis von Kirche und Politik von der Reformation bis heute“, lautet das Thema.
Beim Rundgang bleibt nur der Titel sperrig. Denn Oliver Volmerich, Redakteur und Autor zeitgeschichtlicher Bücher über Dortmund, berichtet gemeinsam mit dem Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung, Friedrich Stiller, spannend, abwechslungsreich und tiefgründig über Spuren der Verquickung von Kirche und Politik.
Erstaunliches gibt es auf dem 1,5 Kilometer kurzen Weg innerhalb der ehemaligen Stadtwälle zu entdecken. St. Reinoldus, Karl der Große und eine „Elende“ als Vorgängerin einer Einkaufsmeile. Es geht aber auch um Bürgermeister in der zweiten Reihe, einen geplanten „Steinbruch“, die erste Bekenntnissynode gegen die Nationalsozialisten und die Verfolgung der Juden.
Start ist in der St. Reinoldikirche, unter den Holzfiguren des St. Reinoldus und Karl dem Großen. Dort geht es um die Entwicklung Dortmunds von der Königspfalz bis zur Großstadt, begünstigt von der Lage am Hellweg und einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung.
Themen sind dort auch die Sage von Reinoldus und dem Verbleib seiner Gebeine, die Reformation und der Eiserne Reinoldus, mit dem für den 1. Weltkrieg Geld von den Bürgern gewonnen wurde.
Die Friedensglocke vor der Kirche ist der Rahmen über die Zerstörungen des 2. Weltkrieges zu berichten. Nach dem 1. Weltkrieg stand auf dem Platz des reinoldiforums eine „Heldenkapelle“, die an die Gefallenen erinnerte.
An der Marienkirche geht es um die Zeit nach der Reformation. Friedrich Stiller fasst diese so zusammen: „Von 1648 bis zur Industrialisierung war in Dortmund tote Hose.“ Fast hätte dieser Zustand im frühen 19. Jahrhundert zum Rückbau der Marienkirche geführt. Der preußische Staat wollte sie als Bausteine verkaufen. Erst die Fürsprache von Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. und Karl Friedrich Schinkel rettete den Bau.
Über das Verhältnis von Protestanten und Katholiken berichten die Stadtführer an der Propsteikirche. Dort gibt es auch ein Schlaglicht auf den interreligiösen Dialog in Dortmund.
In der Nähe der Thiergalerie erinnern sie an die „Elende“, eine Herberge für kranke und mittellose Frauen und die Entstehung der Diakonie. Am Platz der Alten Synagoge ist die Judenverfolgung bis zum Nationalsozialismus das Thema. Dort geht es auch um das Engagement der evangelischen Kirche gegen die Neonazis.
Weitere Termine
Drei weitere Termine für die Stadtführungen gibt es noch.
- Am 28. Juni, 26. Juli und 23. August -
jeweils an einem Samstag
von 14 bis 16 Uhr.
Treffpunkt ist das reinoldiforum, das kirchliche Informationszentrum an der Stadtkirche St. Reinoldi.
Anmeldung bis zwei Tage vor dem Termin unter 0231 22962-373 oder per E-Mail rgv(at)ekkdo.de. Der Teilnahmebeitrag von acht Euro, ermäßigt vier Euro, wird zu Beginn der Führung fällig. Veranstalter ist der Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung des Kirchenkreises Dortmund.