Gäste aus Indien stellen ihre Arbeit vor
„Meine Arbeit bei SRED endet niemals“, ist sich Fatima Burnad Natesan sicher. Fatima Burnad Natesan war bis 2013 Präsidentin der Nicht-Regierungs-Organisation. „Ich bin nur aus dem Präsidentenamt ausgeschieden“, verdeutlichte sie ihre Aussage, „aber meine Arbeit geht weiter.“
Sie war mit ihrer Nachfolgerin im Amt der Präsidentin, Magimai Appakutti, Anfang April für zehn Tage zu Gast in der Evangelischen Kirchengemeinde Huckarde, wo sie in Gemeindegruppen, in Gottesdiensten, im Konfirmandenunterricht, aber auch in Organisationen außerhalb der Gemeinde ihre Arbeit vorstellten.
So besuchten sie das Eine-Welt-Zentrum in Herne und das Informationszentrum Dritte Welt in Schüren. Die Kirchengemeinde Huckarde unterstützt seit 1978 die Arbeit von SRED finanziell.
Fatima Burnad Natesan war es auch, die SRED (Society for Rural Education and Development) vor beinahe 40 Jahren ins Leben rief. Die „Gesellschaft für Bildung und Entwicklung auf dem Land“, so der deutsche Name, setzt sich für die Rechte aller benachteiligten Bevölkerungsgruppen im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu ein.
Ein Schwerpunkt dieser Arbeit liegt im Kampf gegen die Diskriminierung der Dalits (Unberührbare). Hier gilt die besondere Aufmerksamkeit den Dalit-Frauen. Die stehen in der Hierarchie sowohl in der indischen Gesellschaft als auch in der Familie und Dorfgemeinschaft am unteren Ende. Gewalt und Unterdrückung gehören für sie zum täglichen Leben.
Im Laufe der Jahre habe sich SRED zu einer starken Bewegung entwickelt, zog die ehemalige Präsidentin während eines Informationsabends im Gemeindehaus Bilanz. Was denn die Auswirkung ihres jahrelangen Einsatzes bei SRED sei, wurde sie gefragt. Fatima Burnad Natesan wie auch Magimai Appakutti eine Dalit: „Männer kommen zu mir und fragen mich um Rat, bitten mich um Hilfe.“
Angesichts der Tatsache, dass die Rechte von Mädchen und Frauen im modernen Indien weitestgehend nur auf dem Papier existieren, sie immer noch als minderwertig gelten und ihre Unversehrtheit weniger gilt als die einer heiligen Kuh, ist das in der Tat ein bemerkenswerter Erfolg.
Obwohl das Kastenwesen laut indischer Verfassung abgeschafft ist, bestimmt es bis heute das private und geschäftliche Leben der Inderinnen und Inder. „Wenn Menschen aus verschiedenen Kasten heiraten, müssen sie ihr Dorf verlassen“, erläuterte Magimai Appakutti. Sie seien für alle Zeiten Geächtete. „Niemand würde ihnen in ihrem Dorf wieder Lebensmittel verkaufen, mit ihnen reden, sie zu Festen einladen.“ Auch „Ehrenmorde“ geschehen immer wieder.
Natesan nannte ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: „Eine 21-jährige Frau aus einer höheren Kaste, verheiratet mit einem Dalit-Mann und im fünften Monat schwanger, wurde von ihrer Familie während eines ,Versöhnungsessens‘ vergiftet.“ Niemand sei dafür zur Rechenschaft gezogen worden.
Das Zentrum von SRED liegt in Kallaru, einem Dorf westlich von Chennai. Von dort aus organisieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter u. a. Demonstrationen gegen Landraub, führen Ernährungs- und Gesundheitskurse durch, klären benachteiligte Bevölkerungsgruppen über ihre Rechte auf, unterstützen Prostituierte beim Ausstieg.
SRED betreibt in Kallaru auch eine Schule. Fatima Burnad Natesan: „60 Kinder mit nur einem oder gar keinem Elternteil zwischen fünf und 14 Jahren erhalten eine Schulbildung und haben ein Zuhause.“ Statt zu betteln oder Müll zu sammeln, hätten diese Kinder nun ein Dach über dem Kopf und eine Zukunft.
Spendenkonto
- Ev. Kirchengemeinde Huckarde
Stichwort: Indienarbeit
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