30.06.2016 // Betriebsbesuche

Theologen bei der Polizeiausbildung

Anders als alle anderen – ein Betriebsbesuch der besonderen Art erwartete die Pfarrerinnen in Selm-Bork bei der Polizei …

Anders als alle anderen – ein Betriebsbesuch der besonderen Art erwartete die Pfarrerinnen in Selm-Bork bei der Polizei, genauer: beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei in NRW, kurz LAFP. Hier werden die angehenden Polizisten im praktischen Training ausgebildet. 900 sind es in Bork, insgesamt 2.000 in ganz NRW.

„Es macht Sinn, sich einmal den besonderen Arbeitsplatz der Polizei anzuschauen“, so Michael Stache, der Ständig Stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises. Walter Kleimann, Kreisvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Unna, hat die Theologinnen und Theologen über Ausbildung und Beruf der Polizei informiert.

Auch wenn es befremdlich klingen mag, aber Polizisten und Theologen haben mehr gemein als vermutet. „Es sind die Grundthemen der Theologie, nämlich Gewalt, Schuld und Tod, die auch hier auf der Tagesordnung stehen“, so Polizeiseelsorgerin Stefanie Alkier-Karweick.

„Es gibt kaum ein anderer Beruf, in dem sich so viele ethische Fragestellungen aufwerfen wie bei uns“, bestätigte Führungskräftetrainer Polizeihauptkommissar Detlev Schrör.  Um allerdings sofort ein großes „Aber“ nachzuschieben. Denn das Thema „Ethik“ würde von den Polizeibeamten nur mit „zurückhaltender Begeisterung“ aufgenommen. Seine Aufgabe sieht er deshalb darin, ethische  Fragestellungen emotional  anzusprechen und zu vermitteln.

Von hohem Interesse war für die Pfarrerinnen und Pfarrer deshalb das Zentrum für ethische Bildung und Seelsorge im LAFP. Es ist ein neues Gemeinschaftsprojekt der kirchlichen Polizeiseelsorge mit dem Land NRW. Seit 2014 werden hier die Beamtinnen und Beamten in der Ausstellung „Grenzgänge“ an Themen wie Extremsituationen, Randgruppen, Umgang mit Gewalt, Sterben und Tod herangeführt.

Warum „Grenzgänge“? Weil, so erläuterte Polizeihauptkommissar Schrör „wir Polizisten uns auf einer sehr schmalen Grenze bewegen zwischen menschlicher Unvollkommenheit und Professionalität.“ Der Mensch in der Polizeiuniform kennt sowohl psychische wie emotionale Herausforderung, kennt auch Wut, Hass und Aggression. Dennoch muss er die Menschenwürde auch eines Kinderschänders respektieren und sich nicht als Rächer oder Bestrafer sehen. „Ohne erhobenen Zeigefinger“, so Schrör, wollen die „Grenzgänge“ das vermitteln.

Der Evangelische Kirchenkreis organisiert regelmäßig Betriebsbesuche für seine Pfarrerinnen und Pfarrer. So können sie sich über die Veränderung in der Arbeitswelt und wichtige Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung informieren.

Foto: Ev. Kirchenkreis Dortmund
Pfarerinnen und Pfarrer des Kirchenkreises besuchten das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei in NRW, kurz LAFP, in Selm-Bork.