29.11.2016 // Aufruf

Tiere als Geschwister der Schöpfung

Es sind keine 95 Thesen, sondern ein „Aufruf an die Kirchenleitungen in Deutschland“, die Pfarrer Friedrich Laker an die Tür der Pauluskirche hängt.

Aufruf gegen Massentierhaltung und Tierversuche

Es ist nicht Ende Oktober, sondern Ende November. Und es sind auch keine 95 Thesen, sondern ein „Aufruf an die Kirchenleitungen in Deutschland“, die Pfarrer Friedrich Laker an die Tür der Pauluskirche hängt.

In ihm protestieren die Aufrufer gegen das millionenfache Leid in der Massentierhaltung und den Tierversuchen. Kurz zuvor, am 1. Advent, ist der Aufruf an alle Landeskirchenleitungen, den Rat der EKD und an die Deutsche Bischofskonferenz gegangen.

1,5 Millionen Tiere werden getötet, jeden Tag, alleine in Deutschland. Pfarrer Laker ist überzeugt: „das ist zutiefst Gotteslästerung“. Der Aufruf zitiert deshalb auch Fanz von Assisi, der von „Geschwistern der Schöpfung“ sprach. An unserem Verhalten ihnen gegenüber „wird sich erweisen, wie glaubwürdig unser Bekenntnis zum Schöpfergott wirklich ist.“

Der „Kirchentag Mensch und Tier“, der im Oktober ebenfalls in der Pauluskirche stattfand, initiierte den Aufruf. In der vierten seiner insgesamt zwölf Thesen heißt es: „Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Moral können sich nicht allein auf den Mitmenschen beschränken, sondern müssen alle Geschöpfe einbeziehen. Wir halten daran fest, dass Tiere sind wie wir: leidensfähig, intelligent und sozial, als beseelte Individuen geschaffen.“

Nie zuvor hätten die Menschen so viel über Tiere gewusst wie heute und nie zuvor hätten sie die Tiere so gequält. Das finde in den Kirchen kaum einen Widerhall, meint Laker. Es gebe kaum Predigten und kaum kirchliche Stellungnahmen zum Leid der Tiere. „Wir wollen, dass das unüberhörbar wird.“

Aus diesem Grund sieht sich der Aufruf in der Tradition der Reformation, „mutig und unverdrossen drängende theologische Themen anzusprechen und sich den dabei unweigerlich entstehenden Konflikten zu stellen.“

Der ökumenische Aufruferkreis erwartet von beiden christlichen Kirchen, Einfluss auf Politik und Landwirtschaft zu nehmen, um „radikal neue Wege“ beim Umgang mit den Tieren zu gehen. Kirche sei schließlich eine moralische Autorität und müsse „Anwältin sein derer, die nicht für sich selbst sprechen können.“

Foto: Stephan Schütze
Für Pfarrerin Sandra Laker, Pfarrer Friedrich Laker und Sabine Spieker vom „Kirchentag Mensch und Tier“ (v.l.) verletzen Massentierhaltung und Tierversuche die Würde des Lebens.