10.09.2019

Über Träume und Hoffnung

Flüchtlingsstammtisch in Berghofen stellte Zeitungsprojekt von Geflüchteten vor

Der junge Mann hat lachende Augen und ein freundliches Gesicht. Seit zwei Jahren ist Wael Alkadru in Deutschland, spricht die zunächst fremde Sprache mittlerweile fließend, genauso wie englisch und spanisch. Zuhause, in Damaskus, hat er von einer Karriere an der Universität geträumt. Der Krieg hatte ihn jedoch zur Flucht gezwungen. Er ist Ingenieur, hat einen Masterabschluss in Biologie und Chemie, der auch in Deutschland anerkannt wurde. Er will hier als Ingenieur arbeiten, nicht nur für sich, auch für das Land, das ihm Sicherheit und Frieden gegeben hat. „Für Deutschland möchte ich deshalb etwas Gutes tun.“ Doch vom Jobcenter bekam er eine Ausbildungsstelle als Maler. Alkadru versteht das nicht. „Schließlich laufen die chemischen Prozesse hier genauso ab wie in Syrien.“

Auf Einladung des Flüchtlingsstammtischs der Gemeinde Berghofen haben er und zwei syrische Flüchtlingsfrauen, Laila Ammi und Niema al Bhari, ihre Lebensläufe, ihre Wünsche, ihre Verzweiflung und ihre Hoffnung vorgestellt. Die drei sind Mitglieder des Teams von „Neu in Deutschland“, einem Zeitungsprojekt über „Flucht, Liebe und das Leben“. In Bochum angesiedelt, treffen sich 15 bis 20 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Algerien jede Woche, um vierteljährlich eine Ausgabe der Zeitung zu produzieren. Gestartet ist es 2015 als Hilfsprojekt für Geflüchtete. Sie berichtet über Flucht und Ankommen.

Ammi, al Bhari und Alkudra haben den Zuhörenden in Berghofen mehrere Texte aus dem Zeitungsprojekt vorgetragen. Autobiografisches war dabei, Gedichte, Erzählungen, Humorvolles und Nachdenkliches. Die drei sprachen über Trauer und Zuversicht, Freiheit und Zukunft, Leben und Liebe. „Ich bin einsam geworden“, bekannte Ammi in einem ihrer Gedichte. „Meine Träume warten auf mich und ich eile ihnen nach“, so al Bhari.

Der Flüchtlingsstammtisch der Gemeinde ist aus dem ehrenamtlichen Engagement für Flüchtlinge im Phoenix-Haus und der Frenzel-Schule entstanden. Er kümmert sich seit zwei Jahren besonders um eine Familie mit sieben Kindern. „Als Christen sind wir herausgefordert, den geflüchteten Menschen einen Zugang in unserer Gesellschaft zu schaffen“, sagt Joachim Breithaupt, der Initiator des Flüchtlingsstammtischs.


www.nid-zeitung.de


Foto: Stephan Schütze
Um das Zeitungsprojekt „Neu in Deutschland“ ging es beim Flüchtlingsstammtisch in Berghofen. Drei aus Syrien Geflüchtete haben mit ihren Texten das Projekt vorgestellt. Foto: Stephan Schütze