17.01.2018

Verrat an den USA

Bildungswerk und Schauspiel haben zum Gespräch über „Trump“ eingeladen.

Prof. Dr. Walter Grünzweig von der TU Dortmund ist begeistert. „Eine tolle Aufführung.“ Das Lob wiegt umso mehr, weil sich der Amerikanist beruflich mit dem Ursprungstext auseinandersetzt. Bei dem geht es um Trump und bei der gelobten Aufführung um das gleichnamige Theaterstück, das vom Schauspiel Dortmund präsentiert wird. Gemeinsam mit dem Evangelischen Bildungswerk Dortmund und dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V. hat es im Januar dazu eingeladen – inklusive einem anschließenden Podiumsgespräch, moderiert von der Journalistin und Pfarrerin Christa Thiel.

Die Dramaturgin Anne-Kathrin Schulz hat das Stück auf die Bühne gestellt. In die Hände gefallen ist ihr der Originaltext des Amerikaners Mike Daisey bereits im Herbst 2016 – noch vor Trumps Präsidentschaft. „Ich hatte tatsächlich das Gefühl, etwas Neues zu erfahren“, so Schulz im Gespräch.

Sie hat den ursprünglichen Monolog, von Daisey bewusst als open source gedacht, adaptiert, als Dialog umgeschrieben und aktualisiert. Der Zuschauer erlebt in der 90-minütigen Aufführung, wie die Schauspieler Andreas Beck und Bettina Lieder die Geschichte des Geschäftsmannes Donald Trump erforschen, seine Ungeheuerlichkeiten, sein Aufstieg zum Präsidenten und die politische Selbstvergiftung der USA.

Bürgermeister Manfred Sauer, mit auf dem Podium, berichtet anfänglich Erstaunliches über den jetzt mächtigsten Mann der Welt. Denn er hatte ihn vor mehr als 30 Jahren bei Verhandlungen über mögliche Immobilienpläne kennen gelernt. „Ein ganz lieber und normaler Bauentwickler aus New York, der sachlich verhandelt hat.“

Das sei „vor seiner Metamorphose“ gewesen. Jetzt charakterisiert Sauer ihn als „brandgefährlichen Rassisten, ungeeignet als Präsident“. Er übe „Verrat an seinen Wählern und an den USA.“ Jan-Gabriel Ruthmann, der sich wissenschaftlich mit dem Text Daiseys auseinandergesetzt hat, findet,  es sei  ein „Armutszeugnis für Amerika, dass so jemand Präsident werden kann.“

Doch das Theaterstück, so Schulz, wolle auch klarmachen, dass es nicht nur um ein amerikanisches Phänomen gehe. „Es geht um Populismus“, ergänzt Beck, „der hat es wahnsinnig leicht in der Bevölkerung.“ Heißt deshalb Trump in Deutschland AfD? Jein, meint Sauer.  Zwar habe die AfD die gleiche Medienagentur bemüht wie der US-Präsident, aber  Gauland sei nicht annähernd so gefährlich wie Trump.

Wie weiter? Prof. Grünzweig ist nicht besonders optimistisch. Es gehe nicht um Trump als Person. Nichtwissen elementarer Dinge und Ahnungslosigkeit in auch hohen politischen Kreisen hätten in den USA Tradition. „Die leider bestehen bleibt“, wie Grünzweig meint. Deshalb mache es wenig Sinn, auf die nächsten Wahlen zu hoffen. Und Beck weist auf einen Aspekt hin, der auch im Theaterstück angedeutet wird: „Trump oder Hillary – bekloppt sind beide.“

Aus dem Theaterstück „Trump“

„Erstens, wir wiegeln die Wähler furchtbar auf, wir machen sie wütend, wütend auf irgendwas, dann, zweites, versprechen wir, genau das zu lösen – und dann, nach der Wahl, geben wir ihnen nichts von dem, was sie wollen. So haben wir das immer gehandhabt. Und genau so werden wir das weiter machen. Ich meine, was soll schon passieren? Wird da jemand auftauchen, der wirklich ein Rassist ist? Der rassistischer ist als wir, und der die dann alle einsammelt und mit ihnen loszieht, wie ein orangefarbender Rattenfänger? Auf keinen Fall.“

Foto: Ev. Kirchenkreis Dortmund
Vor allem jugendliche Zuhörer erlebten eine intensive Diskussion über Trump, die USA und die Möglichkeiten des Theaters. Foto: Ev. Kirchenkreis Dortmund