10.08.2023

Viel Geschichte und noch mehr Geschichten

Die Frauenhilfen aus drei Pfarrbezirken in Kirchlinde haben sich viel zu erzählen

Von Nicole Schneidmüller-Gaiser

Ein Novum in der Miriam-Kirchengemeinde: Für einen besonderen Nachmittag kommen die Frauenhilfen aus allen drei Pfarrbezirken zu einem gemeinsamen Nachmittag in Kirchlinde zusammen, trinken Kaffee, erzählen sich Dönekes – und lauschen interessiert einem Vortrag über die spannende Geschichte der Verheißungskirche an der Rahmer Straße. Die Idee dazu hatte Beate Seyd-Vianden, seit fast 25 Jahren Gemeindesekretärin in der Miriam-Kirchengemeinde im Dortmunder Westen, im vergangenen Advent.

Gemeindesekretärin entdeckt alte Fotos von 1931

In einer schuhkartongroßen Kiste entdeckte die sympathische Wuppertalerin, die ihren Arbeitsplatz im Turm der Verheißungskirche „ein echtes Privileg und Geschenk“ nennt, zahlreiche alte Fotos aus der Geschichte des 1931 eingeweihten Gotteshauses. Gemeinsam mit Pfarrerin Ursula Borchert, die das Team seit November ergänzt, trug sie interessante historische Fakten und überlieferte Geschichten zusammen.

„In den 50-er Jahren gab es Bergleute, die die Gemeinde wechselten, weil die Gemeinde hier in unserer Kirche einen Baderaum baute“, steuern auch die Frauen Geschichte und Geschichten bei. Das am 8. März 1931 eingeweihte Gebäude galt seinerzeit als hochmodern und bestand aus einem für damalige Verhältnisse schlichten Kirchraum sowie einem praktischen Gemeindesaal samt Bühne und Küche.

Zur Katechumenen-Prüfung Stinkekäse mitgebracht

„Erinnern Sie sich an Ihren ersten Besuch in der Verheißungskirche?“, ermuntert Pfarrerin Borchert die teilweise betagten Damen – es folgt ein lebhaftes Lachen und Erinnern. „Damals gab es noch die öffentliche Prüfung“, weiß eine ältere Frau aus dem Konfirmandenunterricht anno dazumal zu berichten. Und eine andere steuert bei, wie sich die Katechumenen vor dem strengen Unterricht bei Pastor Steveling drücken wollten: „Wir haben Stinkekäse mitgebracht“, erzählt sie. Doch der Plan ging nach hinten los: „Der Pfarrer war so sauer, er hat mit hochrotem Kopf den Raum verlassen – und uns eingeschlossen.“ Den Rest der Stunde mussten die Kinder im Käsegestank ausharren.

Die Geschichte der im Bauhaus-Stil erbauten Kirche hängt eng mit der Siedlungsgeschichte zusammen. Vor 200 Jahren, so erzählt Ursula Borchert, war Kirchlinde nur eine Ansammlung von Bauernhöfen – deren Bewohner waren durchweg katholisch.

Mit dem Bergbau kamen die Protestanten

Evangelische Christ*innen kamen erst mit dem Bergbau – die Einwohnerzahl wuchs, und die Protestanten machten sich sonntags auf den Weg nach Lütgendortmund, um in der Bartholomäuskirche zu beten. Die 1908 erbaute, evangelische Immanuelkirche in Marten verkürzte später den Weg zum Gottesdienst – und ab 1927 sammelte ein eigens gegründeter Kirchbauverein Geld, mit dem schon 1930 ein passendes Grundstück zwischen Rahm und Kirchlinde gekauft werden konnte. Doch erst 1953 wurden auch Glocken eingebaut.

Die Mischung aus Geschichte und Geschichten, kombiniert mit eigenen Erinnerungen, kommt an, nach zwei Stunden packen die Veranstalterinnen die historischen Fotos zufrieden wieder ein. Den Vortrag wollen sie wiederholen – als Angebot im Rahmen der Kirchenführungen des StadtPilgerns.

Foto: niki
Den Vortrag von ihrem Treffen wollen die Frauen wiederholen: Sie planen eine Kirchenführung im Rahmen der StadtPilgerTouren.
Foto: niki