ZDF-Fernsehgottesdienst aus dem Schalom-Zentrum Scharnhorst
58, 59, 60. In den letzten Sekunden vor Beginn war es völlig ruhig geworden im Schalom-Zentrum Scharnhorst. Um Punkt 9.30 Uhr signalisierte die rote Lampe auf der rechten Fernsehkamera: der Gottesdienst am 14. Juli 2013 ist auf Sendung.
Das ZDF übertrug ihn zu 700.000 Zuschauern. Die erste Szene zeigte Liedermacher Reinhard Horn, der musikalisch in den Gottesdienst einstieg – unterstützt von seiner kleineren „Familienband“, wie er selbst formulierte, und dem größeren Kinderchor der Osterfeld-Grundschule. Kurz darauf der Schwenk auf Pfarrer Michael Bahrenberg.
Die halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes hatten Pfarrer Bahrenberg und das ZDF-Team für die letzten Regieanweisungen an das Publikum genutzt. „Bitte die Handys ausschalten, nicht fotografieren, auf keinen Fall in die Fernsehkameras winken, am besten noch nicht mal in die Kameras schauen.“
Reinhardt Horn übte noch einige Lieder mit der Gemeinde ein. „Es ist erstaunlich, dass eine so große Menge so leise singen kann“, war seine Kritik beim ersten Versuch. Anschließend klappte es besser. Statt Kritik gab es Lob von ihm: „Toll!“
Bahrenberg gestand ein: „Es ist alles schön, aber auch schön aufregend.“ Als schließlich die Kamera auf ihn schwenkte, war die Nervosität vorbei. „Schalom ist das hebräische Wort für Frieden“, begrüßte er die Besucherinnen und Besucher. Streit schlichten und Frieden herzustellen, sei nicht einfach.
Deshalb stellte er zwei besondere Engel vor, die dabei helfen. Lilith und Leon sind Schüler der Kautsky-Grundschule. Leon ist ein Streitschlichter, ein „Pausenengel“. Er kümmert sich bei Konflikten darum, dass die Streithähne wieder miteinander reden und sich vertragen. Lilith wird gerade zum „Pausenengel“ ausgebildet. Ein halbes Jahr dauert das.
„Ein solches Training braucht viel Zeit“ erklärte Dorothe Schröder, eine der Lehrerinnen, vor der Kamera. Aber es lohne sich. Denn das Verhalten zwischen den Schülern hätte sich schon merkbar geändert. „Die Kinder bei uns streiten sich, erfahren aber auch, wie es anders gehen kann.“
Von ihnen könne man lernen, sagte Bahrenberg, fair miteinander umzugehen, „damit am Ende alle Gewinner sind“. Deshalb hatte das letzte Wort im Gottesdienst auch Lilith: „Ich freue mich darauf, im nächsten Schuljahr ein Pausenengel zu sein.“
Als die rote Lampe an der Übertragungskamera erlosch, gab es langanhaltenden Applaus. „Große Anerkennung und sehr herzlichen Dank für diesen Gottesdienst“, war anschließend der Kommentar eines Besuchers.
Das ZDF strahlt jeden Sonntag zwischen 9.30 und 10.15 Uhr einen Fernsehgottesdienst aus. Sie werden aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands, aber auch aus Österreich und aus deutschen Gemeinden anderer Länder übertragen.
Gesendet werden Gottesdienste von evangelischen, katholischen und einmal im Jahr auch orthodoxen Gemeinden. Die Fernsehgottesdienste gehören zu den ältesten Sendungen im deutschen Fernsehen.