Vortrag zum Thema Arbeitsmigranten aus Rumänien
In den Blick geraten sind sie durch die Berichterstattung über Arbeiterstrich und Horrorhäuser: Roma in der Dortmunder Nordstadt.
Im Vergleich zu dem medialen Alarmismus präsentierte Joachim Krauß, M.A., auf Einladung der Diakonie, der Caritas und dem Evangelischen Kirchenkreis am 6. März einen wohltuend differenzierten und sachkundigen Blick auf die soziale Wirklichkeit.
Krauß, der am Zentrum der Antisemitismusforschung der TU Berlin arbeitet, forderte das größtenteils fachkundige Publikum zu einem skeptischen Umgang sowohl mit Presseberichten als auch mit Statistiken auf.
Seine zentrale Botschaft: der Arbeitssuche von Armutsmigranten würde das ethnische Etikett „Roma“ verpasst, obschon deren Anteil an der Armutsauswanderung völlig unklar sei. „Es ist immer noch zu wenig bekannt über die Menschen, die zu uns kommen“.
Gesichert sei, dass mehr als drei Millionen rumänischer Bürger als Arbeitsmigranten im Ausland leben, hauptsächlich in Spanien und Italien. Deutschland sei „keineswegs eines der Hauptzuzugsländer“. Der größte Teil der Arbeitssuchenden sei gut bis sehr gut ausgebildet. Gewünscht und willkommen ist deshalb beispielsweise „der rumänische Arzt, der in einer deutschen Klinik arbeitet.“
Zumindest für einige sind auch die unqualifizierten Arbeitskräfte willkommen. Früher hätte man ganze Werke – siehe Nokia – nach Rumänien verlagert, um Lohnkosten zu sparen. Heute würde man noch mehr sparen, wenn billige Arbeitskräfte nach Deutschland kommen.
Die hohe Zahl der im Ausland lebenden Rumänen, rund ein Viertel der arbeitsfähigen Bevölkerung, sei auf dem Hintergrund der dortigen Wirtschaftskrise zu sehen. Sie würden jährlich knapp vier Milliarden Dollar, das entspricht der Höhe der ausländischen Investitionen, nach Rumänien überweisen.
Viele Kinder würden deshalb entweder nur bei einem Elternteil oder bei den Großeltern aufwachsen. Notwendig sei eine aktive Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. „Die findet in Rumänien allerdings nicht statt“.
Die Veranstaltung war sowohl Teil der Reihe „Was tun?“ des Integrierten Handlungsprogramms „Soziale Stadt NRWE – Dortmund-Nordstadt“ und dem Jahresprogramm des Evangelischen Kirchenkreises.