Hallervorden läuft im Film sein letztes Rennen
Kino ist das lustvolle Spiel von Licht und Schatten. Die Schattenseiten und die hellen Zeiten des Lebens beleuchtete der Kinogottesdienst in der Stadtkirche Sankt Reinoldi im November. Gut gewählt waren dafür die Filmausschnitte aus „Sein letztes Rennen“.
Dieter Hallervorden feiert mit diesem hintergründigen Film ein Comeback auf der Kinoleinwand. Seine bewegende Darstellung eines ehemaligen Marathonchampions, der es noch einmal wissen will, rührte die Herzen des Publikums.
In die Geschichte eines großartigen Zieleinlaufs mischt sich bittersüßer Schmerz und ein tiefer Verlust. Stadtkirchenpfarrerin Susanne Karmeier fand dazu biblische Parallelen. Jesus heilt einen kranken Mann, der 38 Jahre hilflos an einem Teich liegt. Er bringt ihn zum Aufstehen, zum Lebendig sein.
Das trifft selbst im Evangelium nicht auf ungeteilte Gegenliebe beim Umfeld. In welchen Momenten fühlen wir uns lebendig? Diese Frage zog sich als roter Faden durch den Kinogottesdienst. Hallervordens Komödie schien wie die aktuelle Nacherzählung der Heilungsgeschichte.
Der Film beginnt mit dem Moment, wo das Leben in die letzte Zielgrade mündet. Marathonläufer Paul Averhoff (Hallervorden) hat olympisches Gold geholt, nun pflückt der Rentner Äpfel im Garten. Das kleine Vorstadtparadies muss er nach dem Sturz seiner Frau verlassen. Das neue Zuhause ist ein Altenheim.
Endstation unter Gleichaltrigen, die Kastanienmännchen basteln.
Das soll es nun gewesen sein? Paul Averhoff rebelliert: „Irgendwann hat man sich tot gebastelt.“ Da läuft er lieber davon und trainiert für den nächsten Marathon.
Die Heimbewohner unterstützen ihn, mucken auf gegen wohlgemeinte Bevormundung durch das Pflegepersonal, schwänzen ihre Bastelstunden. Das Leben schlägt wieder Kapriolen in den müden Knochen. Paul Averhoff wird sein letztes Rennen laufen.
Immer schon zu wissen, was für den anderen das Richtige ist, immer gleich ein Hilfskonzept parat haben, sei symptomatisch für unsere Zeit. Das Gegenmittel findet Pfarrerin Karmeier in der Bibel: Jesus nimmt sein Gegenüber ernst, fragt nach, ermutigt.
Aber der Kranke muss auch selbst aufstehen und in Bewegung kommen. Damit muss er auch mit bekannten Mustern brechen. Wer so lebt, wird auch immer anecken. Schräge Töne gehören zum lebendig sein dazu.
Dies illustrierten Frank Düppenbecker (Trompete) und Kantor Klaus Eldert Müller (Klavier) mit spannungsreichen musikalischen Beiträgen.