29.05.2015 // Menschenhandel

Ware Mensch, billig zu haben

20 Millionen Männer, Frauen und Kinder sind weltweit Opfer von Menschenhandel. Die Werkstatt Ökumene Eine Welt ging auf einer Veranstaltung Ende Mai dieser Thematik nach.

Veranstaltung der Werkstatt Ökumene Eine Welt zum Menschenhandel

Als die Terrorgruppe Boko Haram vor einem Jahr rund 200 Mädchen verschleppt und verkauft hatte, waren die Schlagzeilen voll davon. Die weniger extremen Fälle von Menschenhandel geraten seltener in die Presse. Geschätzte 20 Millionen Männer, Frauen und Kinder sind weltweit Opfer von Menschenhandel, so Gerd Plobner von der Werkstatt Ökumene Eine Welt. Mit einer Veranstaltung im Reinoldinum wollte sie deshalb zwei Schneisen in die Thematik schlagen. Um eine weltweite und eine lokale Bestandsaufnahme ging es bei der Veranstaltung „Menschenhandel weltweit – nah dran.“

Dr. Jochen Motte von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) machte in seinem Vortrag deutlich, wie sehr die Versklavung von Menschen globale Ausmaße angenommen hat. Die Muster seien häufig ähnlich: Rekrutierung unter falschen Versprechungen, abhängig machen, wegnehmen von Ausweispapieren, Verschuldung. Beispiel Hongkong: hier würden 300.000 Haushaltshilfen leben, Mädchen und Frauen aus Indonesien oder den Philippinen. Oft bekommen sie keinen Lohn, werden geschlagen, erhalten keine medizinische Versorgung und werden sexuell missbraucht. Beispiel Kongo: hier werden viele Kinder als Soldaten rekrutiert, viele Frauen als Sexsklavinnen verkauft.

Alleine die sexuelle Versklavung betrifft weltweit geschätzt vier bis fünf Millionen Menschen, so erfahren die Zuhörer auf der Veranstaltung. Regine Reinalda von der Dortmunder Mitternachtsmission, kümmert sich mit ihren Kolleginnen um die Fälle, die in Dortmund bekannt werden. Im letzten Jahr haben sie 203 Frauen betreut, die Opfer von Menschenhandel geworden waren. „Anfang der 90er Jahre kamen Mädchen und Frauen aus Osteuropa hierher, um bei uns ihr Glück zu suchen“, berichtete Reinalda. Unter ihnen waren einige, die unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurden und in die Prostitution gezwungen wurden. Mittlerweile erleiden immer mehr Frauen aus Afrika, besonders Nigeria, dieses Schicksal. Die Mitternachtsmission bringt die Frauen in sichere Unterkünfte, vermittelt Therapien und Sprachkurse und hilft beim Asylantrag.

Menschenhandel ist einerseits ein „milliardenschwerer Markt“, so Plobner, und andererseits Ausdruck und Folge der weltweiten Armut, so Dr. Motte. Beide befürchten, dass dieser Markt weiter boomen könnte, denn die rund 50 Millionen Flüchtlinge weltweit seien mögliche künftige Opfer der Menschenhändler.

Foto: Stephan Schütze
Regine Reinalda (Mitternachtsmission) und Dr. Jochen Motte (VEM) referierten zum Thema „Menschenhandel.“ Rechts im Bild Gerd Plobner von der Werkstatt Eine Welt, die zu der Veranstaltung eingeladen hatte.