13.03.2013 // Leben im Alter

Was im Alter möglich ist

Henning Scherf vermittelte im Heuner-Heim ein positiven Bild vom Alter.

Henning Scherf vermittelte im Heuner-Heim ein positiven Bild vom Alter

Henning Scherf ist einer der – im doppelten Wortsinn – großen alten Politiker der Bundesrepublik. Nach seiner Karriere u. a.  im SPD-Bundesvorstand und als Bürgermeister Bremens macht der mittlerweile 75jährige jetzt  in seiner publizistischen und Vortragstätigkeit regelrecht Lust aufs Altwerden. So auch am 13. März im Baroper Fritz-Heuner-Heim. Eingeladen hatten ihn die Evangelische Erwachsenenbildung und die Diakonie zum Thema „Grau ist Bunt“.

Wie geht das, Altwerden ohne in Pessimismus zu verfallen? Im Dialog und Gespräch mit den mehr als hundert Anwesenden ging Scherf der Antwort auf diese wichtige Frage auf die Spur. Sein Zugang: Nicht nur wir als Einzelne werden älter, sondern die gesamte Gesellschaft.

„Unsere Generation lebt 30 Jahre länger als die Generation unserer Großeltern.“ Doch darauf seien weder wir, noch die Gesellschaft vorbereitet. Sein erster Vorschlag ist, aktiv zu bleiben, fit zu bleiben, selbst etwas zu tun. Es sei mehr möglich, als man meine.

Das fange bei Kleinigkeiten an. „Früher war ich großer Fan von `Essen auf Rädern´“, bekennt er, um gleich nachzusetzen: „Jetzt bin ich großer Fan, Essen selbst zu kochen.“

Sein zweiter Vorschlag: raus aus der Vereinzelung. „Es ist falsch, sich zurückzuziehen und zu denken, die anderen wollen nichts mehr mit einem zu tun haben.“ Deshalb gelte es, Lebens- und auch Wohnformen zu finden, in denen man den Alltag mit anderen teilen kann.

Scherf weiß im Übrigen, wovon er redet. Denn er lebt seit Jahren in einer Hausgemeinschaft in der Bremer Innenstadt. Er selbst bezeichnet sie als Wohngemeinschaft. „Wenn das bei uns klappt, dann geht das bei anderen auch.“

Gemeinsam leben und aktiv bleiben, beides könne sich gegenseitig unterstützen. Scherf kehrt dabei zum Beispiel Kochen zurück. Beim gemeinsamen Kochen könnten auch Pflegebedürftige, sogar Demenzkranke mitmachen, weil man sich dabei gegenseitig helfen kann.

Scherf forderte von Politik und Gesellschaft neue Konzepte, um den alten Menschen Gemeinsamkeit und Aktivität zu erleichtern. So sollten Wohnungsbaugesellschaften mehr Wohnungen anbieten, in denen man altengerecht und gemeinsam leben kann. Und mit Blick auf manche bürokratischen Kapriolen forderte er die Anwesenden auf: „Überwinden Sie Ihren Respekt vor den Bürokraten, werden Sie widerständig.“

Vier Tage vor seinem Besuch im Heuner-Heim ist Scherf zum neunten Mal Großvater geworden. Scherf erzählte den Anwesenden: „In der Nacht darauf habe ich geträumt, dass ich noch den 25. Geburtstag meines jüngsten Enkels erlebe.“

Henning Scherf sprach im Fritz-Heuner-Heim über „Grau ist Bunt – was im Alter möglich ist“. Foto: Stephan Schütze