01.12.2014 // Rolle der Kirchen

Wege zur Versöhnung in Ruanda

Vor 20 Jahren töteten Hutu-Milizen in Ruanda rund eine Million Menschen, die meisten davon waren Angehörige der ethnischen Minderheit der Tutsi, aber auch gemäßigte Hutus wurden zu Opfern.

Vizepräsident der Presbyterianischen Kirche Ruandas über die Rolle der Kirchen

Vor 20 Jahren töteten Hutu-Milizen in Ruanda rund eine Million Menschen, die meisten davon waren Angehörige der ethnischen Minderheit der Tutsi, aber auch gemäßigte Hutus wurden zu Opfern. In der Zeit nach diesem Genozid entwickelte sich als Folge im Nachbarland DR Kongo ein Krieg mit Millionen Toten, die ganze Region wurde instabil.

Seitdem stellte sich auch für die Kirchen dort die Frage, was sie zur Verhinderung von Gewalt beitragen kann. Und welchen Beitrag sie für Frieden und Versöhnung leisten können. Die Kirchen Ruandas fanden trotz aller Probleme Wege, vor allem die Versöhnung der Ethnien des Landes voranzutreiben.

Dr. Pascal Bataringaya gehört zu den führenden Theologen der Presbyterianischen Kirche Ruandas (EPR). Er hat nach der Arbeit als Evangelist und dem Theologiestudium in Butare (Ruanda) an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. In seiner Dissertation hat er über Impulse der Friedensethik Dietrich Bonhoeffers geforscht. Daraus leitete er konkrete Erkenntnisse für die Situation seines Landes ab, die als Grundlage für die Friedens- und Versöhnungsarbeit der EPR dienen können.

Eine zentrale Rolle für den Erhalt der jetzigen Situation misst Bataringaya der Jugend in seinem Heimatland zu. Denn auch die zukünftigen Generationen seien von den Geschehnissen der Vergangenheit betroffen, vermutete er. Sie müsse alles über die Vergangenheit wissen, damit sie sich für eine gute Zukunft engagiert.

„Ohne das Engagement der Jugend können wir nicht sicher sein, dass es nicht wieder passiert“, erklärte der Theologe.
Die Kirche in Ruanda habe Täter und Opfer zusammengeführt. „Wir helfen den anderen, den Weg der Versöhnung gehen zu können“, beschrieb Bataringaya die Aufgabe. Dabei ist für ihn das Schuldbekenntnis der Weg, der eine Zukunft ermöglicht. Es ist für die Begleitung nötig. Nur mit einem Schuldbekenntnis können Täter und Opfer aufeinander zu gehen.

Die Begleitung beginnt in den Gemeinden. Oft ist der Gottesdienst der erste Schritt zur Vergangenheitsbewältigung. Dort kann dann die Predigt der Auslöser für ein Schuldbekenntnis sein. Diese Situation greift dann der Pfarrer auf und organisiert ein erstes Treffen. In vielen Gemeinden gibt es Gesprächsgruppen und Hilfsangebote, die den Prozess fortführen.

Orte der Erinnerung sind ihm wichtig. „Wir brauchen sie, um das Geschehene nicht zu vergessen, um an die Opfer erinnern zu können.“ „Außerdem sind es auch Orte, an denen den Kindern und Jugendlichen über die Vergangenheit erzählt werden kann“, sagte Pascal Bataringaya.

Der Abend war Teil einer Vortragsreihe der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Zu den Veranstaltern in Schüren gehörten auch das Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) und die Werkstatt Ökumene Eine Welt des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund.

Foto: Stephan Schütze
Über Wege der Versöhnung in Ruanda berichtete Dr. Pascal Bataringaya, Vizepräsident der Presbyterianischen Kirche Ruandas (r.) in Schüren.