19.02.2018

Wenn böse Geister schier verzweifeln

Bewegender Abschied für den langjährigen Reinoldikantor Klaus Eldert Müller.

Besser konnte man die hohe Qualität der Kirchenmusik rund um die Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi nicht zeigen. Mit einem Querschnitt durch ihr musikalisches Wirken verabschiedeten sich deren Chöre von ihrem langjährigen Leiter und musikalischen Inspirator Klaus Eldert Müller. Der Reinoldikantor verlässt Westfalen und wechselt als Kantor an den Dom zu Lübeck.

Gut zwei Stunden lang dauerte die „Musikalische Feierstunde“ in der vollbesetzten Reinoldikirche. Müller selbst hatte die Darbietungen zu seinem Abschied geplant. Vom großen Bachchor über die ebenfalls sangesstarke Seniorenkantorei, die Kinderkantorei und die Jugendkantorei bis hin zum Bläserkreis gaben alle ihre Kunst zum Besten.

Dabei reichte das Repertoire von Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ über eine Eigenkomposition des scheidenden Reinoldikantors „Aus den Sprüchen Salomos“ bis zu einem aktuellen Kirchentagslied aus den „Freitönen“, das die Jugendkantorei zum Mitsingen anstimmte.

Anrührend und motivierend auch der Kanon „Singen macht Spaß“, den die Mädchen und Jungen der Kinderkantorei im Altarraum intonierten und in den Bachchor und Seniorenkantorei aus den Seitenschiffen der Kirche heraus einstimmten.

Aber auch eine Überraschung hielten alle für Klaus Eldert Müller bereit. Für ihn unvorbereitet stimmten Bachchor, Senioren- und Jugendkantorei gemeinsam einen Chorsatz von Dietrich Buxtehude an, einstmals ebenfalls Kantor in Lübeck. Damit brachten alle Sängerinnen und Sänger ihrem Chorleiter ein unerwartetes Ständchen zum Abschied – die Überraschung und Freude beim Ex-Chef gelang.

Wie sehr man in Dortmund die Demission Müllers bedauert, machten auch all die Grußworte deutlich, die Gäste im Wechsel mit der Musik an Klaus Müller richteten. Er sei für alle gleichsam Inspiration und Motivator gewesen, hieß es von Reinoldipfarrer Michael Küstermann bis zur Vorsitzenden des Bachchors Susanne Lorf. „Du hast mich begeistert“, rief Kreiskantor Wolfgang Meier-Barth seinem Weggefährten zu. „Und oft warst Du in Projekten schon ein paar Schritte weiter als wir anderen.“

Klaus Eldert Müller habe mit seiner Persönlichkeit und seiner Virtuosität gezeigt, was evangelische Kirchenmusik kann, sagte der Dortmunder Stadtdirektor Jörg Stüdemann. Superintendent Ulf Schlüter verwies auf die spirituelle Wirkung von Musik, von der schon Luther gewusst habe. Sie sei dem Wort häufig weit überlegen– schon gleich, wenn Klaus Müller mit ihr Gottesdienst feiere: „Wer Müller hörte, der war für den Teufel verloren“, zeigte sich Schlüter augenzwinkernd überzeugt und kündigte für Müllers neue Wirkungsstätte in Lübeck an: „Da werden gleich hunderte böser Geister schier verzweifeln und aus der Kirche fliehen.“

Klaus Müller bedankte sich bei seinen Weggefährtinnen und –gefährten der letzten Jahre, bevor er im Zusammenspiel mit dem Trompeter Frank Düppenbecker selber noch einmal zu einer Improvisation in die Orgeltasten griff. Und er lud in den Dom der norddeutschen Hansestadt ein, wo er selbst einst Kirchenmusik studierte und in die es ihn jetzt mit viel Elan zurückzieht.

Foto: Stephan Schütze
„Singen macht Spaß“ – so die Kinderkantorei beim Abschied von Reinoldikator Klaus Eldert Müller. Foto: Stephan Schütze