26.02.2016 // Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer

„Wettbewerb“ - Fluch oder Segen?

Evangelische Unternehmer diskutieren das Thema „Wettbewerb“.

Evangelische Unternehmer diskutieren das Thema „Wettbewerb“

„Wohlstand für alle“ war das Versprechen der jungen Bundesrepublik, deren Wirtschaftsordnung eine Marktwirtschaft, aber eine soziale, sein sollte. „Wohlstand für alle“ war auch der Titel des Buchs, das der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard, die Ikone des Wirtschaftswunders, 1957 veröffentlichte. Jetzt liegt das Werk neben Notebook und Beamer beim Vortrag von Prof. Dr. Joachim Fetzer im Gemeindehaus St. Marien.

Eingeladen hatte ihn der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU), genauer deren Regionale Arbeitsgruppe Ruhr. In diesem Jahr will sich die AEU mit dem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft auseinandersetzen. Deshalb soll an diesem Abend geklärt werden, ob der Wettbewerb Fluch oder Segen ist.

Prof. Fetzer, Theologe und Volkswirt, Honorarprofessor für Wirtschaftsethik und im Vorstand des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik, zitiert Erhard: „Eine freie Wirtschaft braucht den freien Wettbewerb.“ Erhard hatte in den 50er Jahren dieses Argument gegen den Bundesverband der Deutschen Industrie ins Feld geführt, der sich gegen ein Verbot von Kartellen formierte.

Wettbewerb, so Joachim Fetzer, sei aus wirtschaftsethischer Sicht kein Selbstzweck, sondern ein „Kooperationsprojekt zum Nutzen der Gesellschaft“, das Effizienz, zielgerichtete Leistung und Innovation befördere. Soweit die Theorie. Doch die selbstgestellte Frage, ob unsere Unternehmer und Manager genauso denken würden, beantwortet Fetzer negativ.

Wettbewerb sei für sie häufig Wettbewerb um das Geld der Kunden. Die würden den Wettbewerb eher mit Unbehagen sehen, und zwar nicht nur aus christlicher oder politisch linker Überzeugung heraus. Wettbewerb, so der übliche Vorwurf, sei Egoismus statt Freundlichkeit, Leistungszwang statt Rechtfertigungslehre, Konkurrenz statt Solidarität.

„Wettbewerb und Kapitalismus werden in einen Topf gepackt.“ Doch eigentlich solle es beim Wettbewerb um die bessere Leistung für Kunden und Gesellschaft gehen. So sei auch Lenin ein Befürworter des Wettbewerbs gewesen.

Foto: Stephan Schütze
Prof. Dr. Joachim Fetzer (rechts) bei seinem Vortrag vor dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer. Neben ihm (v.l.) Dr. Andreas Noé (AEU), Superintendent Ulf Schlüter und Hans-Rudolf von Campenhausen (Kirchliche Zusatzversorgungskasse).