05.05.2017 // Integration

Wir brauchen ausgestreckte Hände

Ein „Bündnis für Integration in Arbeit“ nennen es die einen, bei den anderen heißt es „Pakt für Integration und Arbeit“.

Veranstaltung zur Integration von Geflüchteten am Beispiel Arbeit

Ein „Bündnis für Integration in Arbeit“ nennen es die einen, bei den anderen heißt es „Pakt für Integration und Arbeit“. Ohne Differenzen in der Grundfrage verlief eine Podiumsdiskussion quer durch alle Parteivertreter, zu der die Initiative „Mensch und Arbeitswelt“ von Evangelischer Kirche und Gewerkschaften in das Gemeindehaus St. Georg eingeladen hatte.

Mehr als vier Millionen Menschen in NRW haben einen Migrationshintergrund, bei insgesamt 18 Millionen Einwohnern. Alleine in Lünen leben 1.700 aktuell geflüchtete Menschen. Wie schaffen wir es, sie zu integrieren und welche Rolle spielt die Arbeit dabei? Das waren die Fragen in der Veranstaltung, der sich Vertreter von CDU, SPD, B90/Die Grünen, FDP und Die Linke stellten.

„Schnellstmöglich“, so der CDU Kreisvorsitzende Marco Morten Pufke, sollten Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden. In diesem Ziel sei man sich einig. Doch wollte er zwischen Bürgerkriegsflüchtlingen und illegal Zugewanderten unterscheiden.

Diese Abgrenzung sah Eckhard Kneisel, Fraktionssprecher der Grünen im Lüner Stadtrat, als „sehr problematisch“. „Jeder, der zu uns kommt, braucht die notwendigen Chancen, sich hier zu qualifizieren.“

Für Denise Jücker von der FDP, die „Arbeit als wichtiger Bestandteil der Integration“ ansieht, ist das Modell der Zeitarbeit eine gute Chance für die Unternehmer „sich an den Markt für Flüchtlinge heranzutasten“.

Ganz im Gegensatz forderte Udo Gabriel von der Linken ein generelles Verbot der Leiharbeit. Der Arbeitsmarkt sollte sich sofort für Flüchtlinge öffnen,  die dreimonatige Wartezeit aufgehoben und Schul- wie Berufsabschlüsse anerkannt werden.

Minister Rainer Schmeltzer von der SPD wies darauf hin, dass durch Kontakte zu geflüchteten Menschen aus diesen „Nachbarn, Kollegen, Freunde oder Vereinsmitglieder werden“. Schmelzer forderte „einfachere Strukturen“ bei der Integration und sieht die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft als wichtig an.

Die Gewerkschaften, so Ulrike Kletezka von der IG Metall, die zusammen mit Pfarrer Friedrich Stiller den Abend moderiert hatte, haben vorgeschlagen, ein „betriebliches Integrationsjahr“ einzuführen.

Stiller erinnerte daran, dass „die sozialpolitische Hardware der Integrationspolitik nicht reichen“ wird. „Wir brauchen auch die Software, die Stärkung der interkulturellen Begegnung,  da wo die Menschen leben, im Quartier, im Stadtteil. Wir brauchen auf beiden Seiten ausgestreckte Hände.“

Foto: Samuel Ogunnibi
Integration von Geflüchteten ist das Thema der Stunde. Welche Rolle spielt dabei die Arbeit? Auf Einladung der Initiative „Mensch und Arbeitswelt“ hatten Parteivertreter dazu Stellung genommen.