31.03.2014 // Luthers Grundeinsichten

Wir werden immer von irgendwo her gesteuert

Welche Personen verbinden Menschen mit der evangelischen Kirche? Die „Bronzemedaille” erhielt laut einer Umfrage Margot Käßmann …

Professor Maurers Vortrag über Luthers Grundeinsichten fand viel Anklang

Welche Personen verbinden Menschen mit der evangelischen Kirche? Die „Bronzemedaille” erhielt laut einer Umfrage Margot Käßmann, so erklärte Superintendent Ulf Schlüter in der Paul-Gerhardt-Kirche. Auf Platz zwei fand sich immerhin Jesus und Platz eins belegte unangefochten der Reformator Martin Luther.

Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 findet im Kirchenkreis Dortmund eine Vortragsreihe zu reformatorischen Themen statt. Start war Ende März mit einer Ausführung zu Martin Luthers Grundeinsichten.

Professor Ernstpeter Maurer, selbst Mitglied der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde, hielt vor mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörern ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rechtfertigung durch den Glauben.

Gerechtigkeit sei biblisch betrachtet kein juristischer Begriff, sondern beschreibe Beziehungen. "Regeln können hilfreich sein, lassen aber eine tote Beziehung nicht wieder lebendig werden." Luthers Grundeinsicht: "Eine liebevolle Beziehung zu Gott kann ich nicht selbst aufbauen. Gott wendet sich mir zu, einfach so."

Was der Mensch dazu tun könne? "Nichts". Gottes Liebe treffe den Mensch mitten in das Herz, verursache eine "Herztransplantation". "Im Glauben bin ich mir selbst entzogen, und ich finde das gut!" Ekstase und Kontrollverlust seien mit dieser "Herztransplantation" verbunden.

Im Gegenzug sei der Versuch, die letzte Kontrolle zu behalten, eine "Rebellion gegen Gott" und somit "Sünde". Die Vorstellung, alles lasse sich mit Vernunft regeln, sei ohnehin eine Illusion.

"Die Vernunft kann alles durchdringen außer sich selbst." Was den Menschen umtreibt, lasse sich nicht durch Vernunft steuern. Somit sei jede Idee der Selbstkontrolle "ein Wahn".

Luthers Einsicht: "Wir werden immer von irgendwo her gesteuert." Wenn schon eine Marionette, dann sei er am liebsten "eine Marionette Gottes", schloss der Professor für Systematische Theologie an der TU Dortmund mit einem Augenzwinkern.

Dass seine Ausführungen auf fruchtbaren Boden fielen, zeigten die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher. "Luther ist mir viel sympathischer geworden. Jetzt verbinde ich damit etwas anderes als Bauernkrieg und Judenhetze."

Eine junge Frau meinte: "Auch wenn ich nicht alles verstanden habe, ich habe für mich persönlich etwas Wichtiges mitgenommen."
akk

Insgesamt sind bis zum Jahr 2017 elf Vorträge vorgesehen

Weitere Vorträge in diesem Jahr

  • Am 1. Oktober in der Melanchthon-Kirche spircht Professor Dr. Michael Beintker über politsche Ethik und Reformation.
  • Am 27. November hält Professor Dr. Michael Basse im Reinodinum einen Vortrag über die Freiheit eines Christenmenschen.
  • Mehr zum Jahresthema 2014 "Kirche und Politik"
Foto: Stephan Schütze
Mit Prof. Ernstpeter Maurer (Bildmitte) startete die Vortragsreihe zu reformatorischen Themen in Paul-Gerhardt.