28.10.2015 // Science Slam

Wissensschlacht in Sankt Reinoldi

Kann Forschung witzig und unterhaltsam sein? Sie kann! Das bewiesen die sechs Nachwuchswissenschaftler beim Science Slam in der Reinoldikirche.

Raus aus dem Elfenbeinturm, rauf auf die Kirchenbühne

Kann Forschung witzig und unterhaltsam sein? Sie kann! Das bewiesen die sechs Nachwuchswissenschaftler bei dem Science Slam in der Reinoldikirche. Science Slam ist eine Spielart der beliebten Poetry Slams.

Der feine Unterschied besteht darin komplizierte Forschungsergebnisse auf den Punkt zu bringen. Nach 11 Minuten sollte jeder im Kirchraum verstehen, was es mit toten Sternen oder der ewigen Verdammnis auf sich hat.

Zu der Wissensschlacht zwischen „Himmel und Hölle“ hatten Felix Eichhorn vom Erwachsenenbildungswerk und Stadtkirchenpfarrerin Susanne Karmeier eingeladen.

Christian Krumm ging aus dem Wettstreit mit einem hauchdünnen Applausvorsprung hervor. Der Essener Historiker war erst morgens für einen erkrankten Kollegen eingesprungen. Die Chance „als Heavy Metaller in einer Kirche über den Teufel zu sprechen“, wollte er sich nicht entgehen lassen. Nur wenige Stunden reichten aus. Dann stand sein Vortrag über „Dantes Hölle oder der Teufel ganz privat“.

Krumm überzeugte durch seine Bühnenerfahrung. Gekonnt verwebte er ironische Bilder mit der „Göttlichen Komödie“ und Wolfgang Petris Lied „Wahnsinn“. Der Teufel steckt in jedem Menschen. „Die Hölle sind wir selbst“, schlussfolgerte Christian Krumm. Für so viel Wortkunst gab es am Ende goldene Boxhandschuhe.

Eine Packung Tee wäre der angemessene Preis für den Zweitplazierten gewesen. Tobias Sauer aus Trier studiert katholische Theologie. Mit einem Wortspiel machte er daraus „Teeologie“.  So brühte er das Problem der christlichen Kirchen frisch auf: Wie sind Menschen für ein Heißgetränk zu begeistern?

Alexander Karim aus Bonn hat sich Sternen verschrieben. Der Astrophysiker interessiert sich besonders für den Ursprung des Universums.  Dafür ließ er anschaulich ein Wasserglas im Chorraum zerschellen und schaltete eine Todesanzeige: Trauer um die toten Sterne.

Die Hölle ist pink. Wie kommen wir hinein?  Harry Potter lesen und Mineralwasser mit Kohlensäure trinken. Dessen war sich Stefanie Esser sicher. Zwei Jahre erforschte sie die höllischen Phantasien der evangelikalen Fernsehprediger.

Franzikus Siepmann dagegen las lieber die Bravo und den Katechismus. Er fand erstaunliche Parallelen  zwischen dem  Doktor Sommerteam und dem  Lehrbuch für den christlichen Glaubensunterricht.

Ist das Ende nah? Jeder kennt das Gefühl, in der falschen Kassenschlange zu stehen. Statistisch gesehen ist es klug die Kasse zu wechseln. Christian Weidermann erklärte  mit dem „Mittelmäßigkeitprinzip“ und „Stichprobenverzerrungen“ einen Irrtum Jesu. „Machen Sie das Beste aus der verbleibenden Zeit“, riet der Philosoph.

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Foto: Stephan Schütze
Science Slam in der Reinoldikirche zwischen himmlischen Spaß und höllischem Vergnügen. Dafür sorgten Moderator Rainer Holl (2.u.l.) und sechs wortgewandte Wissenschaftler.