24.11.2014 // „Abendgebet zur Sache“

Würde und Arbeit sind unteilbar

Um den Kastenmenschen ging im „Abendgebet zur Sache“  in der Lüner Stadtkirche St. Georg. Das gleichnamige Kunstwerk des Dortmunder Künstlers Bernd Moenickes war Thema in Andacht, Tischreden und -gespräch zur Würde der Arbeit.

„Abendgebet zur Sache“ in St. Georg

Um den Kastenmenschen ging im „Abendgebet zur Sache“  in der Lüner Stadtkirche St. Georg. Das gleichnamige Kunstwerk des Dortmunder Künstlers Bernd Moenickes war Thema in Andacht, Tischreden und -gespräch zur Würde der Arbeit.

Die quadratische Säule aus vier Quadern endet oben im letzen Viertel in einer menschlichen Figur die „quadratisch, praktisch, gut“, zusammengefaltet ist, wie es Pfarrer Udo Kytzia im Abendgebet beschrieb.

Menschen sollen aber wachsen und sich entfalten können, sagte Kytzia. Sie müssen die Möglichkeit erhalten, nicht so bleiben zu müssen. Sie sollten sich in ihrem Leben und bei der Arbeit wiederfinden und nicht verlieren. Für den Lüner Pfarrer sind Würde und Arbeit nicht teilbar. Die Würde ist den Menschen mitgegeben und sie können so sein wie sie sind.

Er erinnerte aber auch an die, die von der Arbeit ausgeschlossen werden. Was ist mit deren Würde die sich in der Arbeit nicht mehr entfalten dürften. Es sei wichtig, den Kopf, die Hände, Füße und das Herz auch in Arbeit oder Ehrenamt einbringen zu können.

Unter der Überschrift „Die Würde der Arbeit – hohle Phrase oder Wirklichkeit“ betrachteten Jutta Reiter, Vorsitzende des DGB Dortmund-Hellweg, und Friedrich Stiller, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung, den Kastenmenschen.

Aus theologischer Sicht erinnerte Stiller an die Schöpfungsgeschichte mit dem Sonntag als Ruhetag. Und an das Gleichnis, in dem alle Arbeiter denselben Lohn bekommen, egal wie lange sie gearbeitet haben. Sie bekamen alle einen Silbergroschen, den damaligen „Mindestlohn“, der das Leben sicherte, so Stiller. Heute gäbe es Menschen, die von ihrer Arbeit nicht leben können.

Es zähle aber nicht, was der einzelne leistet. Denn die Würde hat den Menschen Gott geschenkt. „Sie hört nicht auf am Werktor oder im Verwaltungsgebäude, in dem wir eine Dienstleistung erbringen“, so Stiller.

Aufgabe der Gewerkschaften sei es zu schauen, wo der Kasten ist, der den Menschen begrenzt, erklärte Jutta Reiter vom DGB. Sie erinnerte an die jungen Menschen, die oft schlecht bezahlt, befristet beschäftigt oder in Teilzeit gedrängt würden. Der Jugend in der Europäischen Union werde keine Chance gegeben. „Wir nehmen ihr die Möglichkeit, sich zu entfalten. Wir sitzen auf einem Pulverfass“, befürchtet Reiter.

Musikalisch gestaltete am Altsaxophon Catrin Groth von der Musikschule Lünen die Andacht des Initiativkreises Mensch und Arbeitswelt. Sie war der dritte Teil einer Reihe aus Diskussion, Betriebsbesuch und Abendgebet in Lünen zum Thema Arbeit.

Die Skulptur „Der Kastenmensch“ wurde im Auftrag von Kirche und Gewerkschaft zum Thema „Würde der Arbeit“ von Bernd Moenickes geschaffen. Sechs weitere Veranstaltungen zum Thema soll es im Kirchenkreis Dortmund geben.

Dafür werden Kooperationspartner, z. B. Kirchengemeinden und Betriebe gesucht. Für jeden  Veranstaltungsort erschafft der Künstler ein Werk zum Thema, das als „Ortsgeschenk“ beim Veranstalter bleibt. In Lünen sägte Moenickes aus einem Holzklotz eine Werkzeugtasche.

Foto: EKKDO
Der Künstler Bernd Moenickes (m.) gestaltete die Skulptur des „Kastenmenschen“. Neben ihm Jutta Reiter (DGB) und Pfarrer Friedrich Stiller.