09.04.2020

Zum 75. Todestag Dietrich Bonhoeffers

Am 9. April 1945 wurde er von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet.

Vor 75 Jahren starb Dietrich Bonhoeffer. Er wurde im Morgengrauen des 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt. Der Theologe und Widerstandskämpfer, einer der wichtigsten Vertreter der Bekennenden Kirche zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, wurde nur 39 Jahre alt.

In Breslau als eines von acht Kindern der Familie geboren und in Berlin aufgewachsen, studierte Bonhoeffer in Tübingen und Berlin. Dort promovierte er nach einem Vikariat in Barcelona im Alter von 24 Jahren.

Insbesondere seine darauffolgende Zeit in New York, dort im Stadtteil Harlem, öffneten den jungen Theologen für interkulturelle, ökumenische Themen. Zurück in Berlin wurde Bonhoeffer zunächst Studentenpfarrer an der Technischen Universität, später leitete er ein Predigerseminar.

Von 1933 an engagierte sich Dietrich Bonhoeffer in der Bekennenden Kirche und agierte später auch in der politischen Opposition gegen die NS-Diktatur. Am 5. April 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet. Er wurde zunächst im Gefängnis Berlin Tegel festgesetzt und kam schließlich über das Konzentrationslager Buchenwald nach Flossenbürg, wo er, nur einen knappen Monat vor Kriegsende, ermordet wurde.

Auch in den Jahren seiner Haft schrieb Bonhoeffer Texte, Gedichte, Gebete. Sie dokumentieren seine Lage zwischen Sehnsucht, Verzweiflung und Hoffnung und zeigen zudem die Klarheit und den Scharfsinn, mit dem er seine und die politische Situation einzuordnen vermochte. Immer aber geben sie Zeugnis von seiner Zuversicht, seinem tiefen Gottvertrauen und seiner sicheren Verankerung im Glauben.

Glaubensbekenntnis

Ich glaube,
dass Gott aus allem,
auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.

Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.

Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.

In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind,
und dass es Gott nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden,
als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet
und antwortet.

Segen

Segnen, das heißt,
die Hand auf etwas legen und sagen:
du gehörst trotz allem Gott.
So tun wir es mit der Welt,
die uns solches Leiden zufügt.
Wir verlassen sie nicht,
wir verwerfen, verachten, verdammen sie nicht,
sondern wir rufen sie zu Gott,
wir geben ihr Hoffnung,
wir legen die Hand auf sie
und sagen:
Gottes Segen komme über dich,
er erneuere dich,
sei gesegnet,
du von Gott geschaffene Welt,
die du deinem Schöpfer und Erlöser gehörst.

Wir haben Gottes Segen empfangen
im Glück und im Leiden.
Wer aber selbst gesegnet wurde,
der kann nicht mehr anders
als diesen Segen weitergeben,
ja, er muss dort, wo er ist,
ein Segen sein.
Nur aus dem Unmöglichen
kann die Welt erneuert werden,
dieses Unmögliche ist der Segen Gottes.

Dietrich Bonhoeffer am 8.6.1944, DBW 8, 675

Dietrich Bonhoeffer