Berichte über die Synoden des Ev. Kirchenkreises Dortmund

26.11.2018

Entscheidungen mit Perspektiven

Dortmunder Kreissynode tagte im Reinoldinum

Zu ihrer diesjährigen Herbsttagung traf sich die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund am Montagabend, 26. November, im Dortmunder Tagungszentrum Reinoldinum am Schwanenwall. Die intensiven Beratungen, Diskussion und Entscheidungen des Gremiums dauerten mehrere Stunden und zogen sich bis in den späten Abend. Die Kreissynode ist das oberste Entscheidungsgremium des Evangelischen Kirchenkreises. Ihr gehören 243 Mitglieder an, die alle 28 Kirchengemeinden sowie die Dienste und Handlungsfelder der Kirche in Dortmund, Lünen und Selm repräsentieren.

Mit Spannung war insbesondere die Erörterung über die Zukunft des Seeferienheims auf der Insel Juist erwartet worden. Die Evangelische Kirche in Dortmund betreibt die Einrichtung seit Jahrzehnten. Sie war einst errichtet worden, um Kindern und Jugendlichen aus Dortmund Erholung in gesunder Nordseeluft zu ermöglichen. Zahlreiche Kirchenmitglieder aus Dortmund und Umgebung verbinden mit dem Heim direkt hinter den Dünen eindrückliche Erlebnisse und positive Erfahrungen.

In den vergangenen Jahren wurde die Einrichtung auf der Nordseeinsel jedoch immer weniger genutzt. Weniger als ein Viertel aller Gemeinden fahren noch mit Gruppen ins Seeferienheim, Konfirmandenfreizeiten finden kaum noch auf Juist statt. Zudem sind die Häuser des Anwesens stark renovierungsbedürftig. Erneuerung und Umbau würden eine Investition von mehreren Millionen erfordern. So war eine grundsätzliche Entscheidung zur Zukunft des Heims dringend erforderlich.

„Ein Weiter so ist nicht möglich“, argumentierte Andrea Auras-Reiffen, stellvertretende Superintendentin. Das sah auch die überwiegende Mehrheit der Synodenmitglieder so. Nach intensiver Befassung mit der Thematik - zahlreiche Presbyterien hatten schon im Vorfeld in ihren Gemeinden über die anstehende Entscheidung diskutiert – fasste die Kreissynode den Beschluss, den Betrieb des Seeferienheims zum Ende des Jahres 2019 einzustellen. „Wir entscheiden nicht darüber, ob Freizeiten noch richtig oder wichtig sind, ob sie Bestandteil der Gemeindearbeit sind“, so Auras-Reiffen. „Wir entscheiden darüber, ob wir als Kirchenkreis ein eigenes Haus für diese Aktivitäten vorhalten können.“

Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund wird das Anwesen auf Juist verwerten. Gleichzeitig gelang es aber, eine Perspektive für den Erhalt des Seeferienheims in Trägerschaft eines kirchlichen Unternehmens in den Blick zu nehmen. Im Vorfeld hatte die Kirchliche Zusatzversorgungskasse (KZVK), das Unternehmen zur Altersversorgung in Kirche und Diakonie für Rheinland und Westfalen, Interesse an einer Übernahme bekundet. So verband die Kreissynode ihren Beschluss zur Aufgabe des Seeferienheims mit dem Zusatz, einem kirchlichen Interessenten den Vorrang einzuräumen. Zudem werden die Zinseinnahmen aus den Einkünften der Verwertung künftig verbindlich zur Förderung von Freizeiten für Kinder und Jugendliche genutzt. Damit betont der Kirchenkreis auch für die Zukunft seine besondere Wertschätzung für diese bewährte Form gemeindlicher Kinder- und Jugendarbeit.

„Ich bin dankbar für diese Entscheidung der Kreissynode“, sagte Superintendentin Heike Proske, die erstmals nach ihrem Amtsantritt die Leitung der Synodentagung hatte. „Die Synode hat ihre Verantwortung ernst genommen und nach langen Jahren eine Entscheidung getroffen. Das bringt die Mitarbeitenden auf der Insel aus ihrer unsicheren Situation und gibt dem Kirchenkreis Handlungsperspektiven. Eine Fortführung des Seeferienheims durch den Kirchenkreis war in keinem Fall mehr möglich – das hatten alle in Auftrag gegebenen Expertisen eindeutig ergeben. Dennoch ist jetzt eine Perspektive für das Haus in kirchlichem Besitz eröffnet.“

Auf der Tagesordnung der Synode standen zudem obligatorische Wirtschafts- und Finanzthemen. So wurde die Haushaltsplanung für den Kirchenkreis und seine Einrichtungen verabschiedet. Auch die aktuelle Zuweisung von Kirchensteuermitteln nahmen die Synodalen zur Kenntnis. Deren Systematik hatte die Synode im Vorfeld im Rahmen ihrer mittelfristigen Finanzplanung für mehrere Jahre festgelegt. Kirchensteuern fließen beispielsweise in die Kirchengemeinden, in die Arbeit des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen, in die seelsorgerliche Arbeit und die Bildungsarbeit des Kirchenkreises, sowie in die evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder. Nach der Stadt Dortmund ist der Evangelische Kirchenkreis Dortmund der größte Anbieter von Kindertageseinrichtungen in der Stadt.

Die Kirchensteuereinnahmen für den Dortmunder Kirchenkreis bewegen sich in den letzten Jahren nach wie vor auf hohem Niveau. In diesem und im nächsten Jahr können es, so die Prognose, jeweils mehr als 27 Millionen Euro werden. Dennoch bewertete David Böhm, Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, die finanzielle Lage als „trügerisch“. In seinem Finanzbericht verwies er u.a. auf die Einschätzung der EKD, dass bundesweit bis zum Jahr 2030 die Kirchensteuer um mindestens 16 Prozent sinken wird. Für den Dortmunder Kirchenkreis prognostizierte er, dass „wir nach heutiger Sicht ca. sechs Jahre Zeit (haben), um dann mit sinkenden Einnahmen die für uns sinnvolle Arbeit mit den notwendigen Mitteln leisten zu können.“

Informationen erhielten die Mitglieder der Kreissynode über die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen, die in der vergangenen Woche in Bielefeld getagt hatte. Auch Berichte aus den Arbeitsbereichen und gemeinsamen Dienste des Kirchenkreises standen auf dem Programm.

Bei anstehenden Nachwahlen bestimmte die Kreissynode Dr. Judith Kittler aus der Evangelischen Kirchengemeinde Schüren zum stellvertretenden, nichttheologischen Mitglied im Kreissynodalvorstand, dem geschäftsführenden Organ der Synode. Die Nachwahl war notwendig geworden, weil die bisherige Amtsinhaberin aus persönlichen Gründen auf die künftige Mitarbeit in dem Gremium verzichten musste. Zum neuen Mitglied im Finanzausschuss, der satzungsgemäß die Leitung des Kirchenkreises berät, wurde Pfarrerin Monika Holthoff gewählt

Foto: Stephan Schütze
Die Synode tagte im umgebauten großen Saal des Tagungszentrums Reinoldinum. Foto: Stephan Schütze