02.12.2020

Covid-19-Lage in Sri Lanka

Bericht der Partnerkirche des Ev. Kirchenkreises Dortmund

Seit mehr als 30 Jahren sind der Kirchenkreis Dortmund und die Methodistische Kirche von Sri Lanka durch eine Partnerschaft miteinander verbunden. Wie ergeht es den Menschen in unserer Partnerkirche in diesen Tagen? Der neue Kirchenleiter Rev. W. P. Ebenezer Joseph berichtet von den Reaktionen der Kirche auf die zweite Welle der Covid-19-Pandemie in Sri Lanka. Hier die deutsche Übersetzung seines Schreibens:

Nach fünf Monaten mit geringer Inzidenz von Covid-19 sind die Corona-Infektionen Ende September 2020 erneut angestiegen. Sri Lankas 33. Covid-Hotspot brach in den Gebieten Minuwangoda und Gampaha in der Westprovinz von Sri Lanka aus. Nach monatelanger Stagnation bei ca. 4050 Fällen stieg die Covid-19-Gesamtzahl in Sri Lanka innerhalb weniger Wochen um mehr als das Doppelte.

Seit seiner Entdeckung am vergangenen Sonntag entstanden aus dem 33. Hotspot, der Bekleidungsfabrik Brandix, bis zum 16. Oktober 2020 mehr als 1800 Fälle. An einem einzigen Tag wurden 729 Fälle gemeldet, ein Rekord. Die Gesamtzahl der Infektionen im Land erreicht 10.000, und mehr als 5.000 Menschen werden in Krankenhäusern behandelt. Die Zahl der genesenen Patienten liegt bei 3328. In der Zwischenzeit befinden sich sehr viele Personen in den vom Gesundheitsministerium eingerichteten Quarantänezentren. Es wurden 19 Todesfälle gemeldet.
Ausgehend vom jüngsten Hotspot, dem Hauptverteilungszentrum für Fisch in Peliyagoda, etwas außerhalb der nördlichen Stadtgrenzen, hat sich das Virus auf der ganzen Insel ausgebreitet, insbesondere auf Fischmärkten und in Fischereihäfen.

Die Regierung zögert, einen weiteren landesweiten Lockdown durchzusetzen, aus Angst vor den wirtschaftlichen Auswirkungen, die zum Verlust der Lebensgrundlage, zum Zusammenbruch der Unternehmen und dem Verlust unserer Devisenreserven führen werden. Die aktuellen Prognosen der Weltbank gehen davon aus, dass in Sri Lanka voraussichtlich etwa 500.000 Menschen durch die Pandemie in extreme Armut gelangen. Diese Vorausschau macht deutlich, dass die „neuen Armen“ in der Stadt leben werden; es werden hauptsächlich Menschen sein, die in den Bereichen öffentlicher Dienstleistungen, Bauwesen, Produktion und Gastgewerbe tätig sind. Dies Problem kommt zusätzlich zu dem der armen Landbevölkerung: deren Möglichkeiten, etwas von ihren landwirtschaftlichen Produkten zu verkaufen, sind aufgrund der verschiedenen Bewegungs-/Reiseverbote stark eingeschränkt.

Das öffentliche Gesundheitswesen, das die Krise bisher gut bewältigt hat, zeigt jetzt Anzeichen dafür, dass die maximale Leistungsfähigkeit erreicht ist. Viele Krankenhäuser sind jetzt für Corona-Patienten vorgesehen, während viele Quarantänezentren inzwischen überfüllt sind und zudem unhygienisch werden.

Es wird nun von allen Seiten dazu geraten, sich in häusliche Quarantäne zu begeben.
Angesichts der sri-lankischen Kultur stellt sich die Frage, wie viele Menschen sich daran halten werden und wie effektiv das sein kann. Die Sorge – zumindest unter den besser informierten Bürger*innen und Kommentator*innen – betrifft die langfristigen Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft und damit auf die meisten Menschen und auf das Gesundheitssystem.

Die gegenwärtige Welle hat deutlich gezeigt, dass die direkten Opfer die Arbeiter*innen der Bekleidungsfabriken sind, deren Lebensunterhalt stark betroffen ist, sowie diejenigen, deren täglicher Lebensunterhalt auf der Verteilung von Fisch und Einzelhandelsverkäufen beruht. Obwohl sich die Hotspots in der Nähe von Colombo befinden, sind die Betroffenen in vielen Teilen des Landes verstreut und die Auswirkungen überall zu spüren.

Alle staatlichen und privaten Schulen sind auf der ganzen Insel seit dem 5. Oktober 2020 wegen der Pandemie geschlossen. Kindern wird empfohlen, Online-Klassen zu besuchen, eine Möglichkeit, die fast 70 % der Kinder aus den ärmeren Bevölkerungsgruppen nicht haben. Trotz all dieser Einschränkungen finden derzeit die G. C. E.-Hochschulprüfungen (ähnlich unserem Abitur) statt, und die regulären Prüfungen G. C. E. (ähnlich Mittlerer Reife) sind für Anfang Januar geplant.

Mitglieder der methodistischen Kirche, die in den COVID-19-Gebieten leben, nämlich im gesamten Distrikt Gampaha, zu dem Minuwangoda, Kurana-Katunayaka, Seeduwa, Wattala, Peliyagoda und die nördlichen Gebiete von Colombo in Mattakkuliya, Kotahena und Pettah gehören, einschließlich Dematagoda, Maradana, Mulleriyawa, sind von der Sperrstunde betroffen. Die Gebiete von Moratuwa, Homagama, sind ab heute im Lockdown. Über 50 unserer Kirchen befinden sich in diesen Gebieten, somit sind viele unserer eigenen Mitglieder stark betroffen. Ab heute ist die gesamte Westprovinz für drei aufeinander folgende Tage im kompletten Lockdown, und danach werden wir gemäß den Beschränkungen arbeiten müssen, die im Monat April dieses Jahres in Kraft waren.

Vorschulen in kirchlicher Trägerschaft sind geschlossen. Gegenwärtig sind auch die von den Kirchen verwalteten Alten- und Kinderheime stark betroffen. Sonntagsgottesdienste werden gemäß den Richtlinien des Gesundheitsministeriums für maximal 50 Mitglieder in jeder Kirche abgehalten. Sobald die Kirchen für den regulären Gottesdienst geöffnet sind, sollten geeignete Handwascheinrichtungen und Mittel vorhanden sein, um die Körpertemperatur vor dem Betreten der Kirche zu überprüfen.

Foto: Referat Ökumene
Foto: Referat Ökumene