„Wir wohnen hier erst seit einer Woche alle gemeinsam, aber es ist, als wären wir schon seit Jahren befreundet.“ So beschreibt Hannah Pandian das Zusammenleben im Volunteershaus. Das Haus ist ein Projekt des Referats Ökumene des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund.
Für jeweils ein Jahr – oder auch etwas länger – ist es das Zuhause von jungen Menschen aus der ganzen Welt, die in Dortmund einen Freiwilligendienst absolvieren. Die ersten Freiwilligen zogen im Frühjahr 2018 in das Haus in Dortmund-Wickede ein. Mittlerweile sind alle Zimmer belegt – sechs Bewohner und Bewohnerinnen hat das Haus nun.
Zuletzt hinzugekommen ist Josephat Hema aus Tansania. Dika Mahendra und Rachel Tsz Lee haben dagegen ihre ersten zwei Monate schon hinter sich. Mit ihnen leben Hannah Pandian, Gentille Mironde Neema und Louise Youmbi, die schon seit einem Jahr in Dortmund sind, im Volunteershaus.
Sechs Menschen Anfang zwanzig, aus sechs verschiedenen Ländern: Tansania, Indonesien, Hongkong, Indien, Demokratische Republik Kongo und Kamerun sind die Heimatländer der Freiwilligen. Manch einer fragt sich vielleicht, wie das klappt, wenn Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen zusammen leben. Die Antwort: Ganz hervorragend. „Wir kommen zwar alle aus verschiedenen Ländern, aber wir haben schnell festgestellt, dass wir ganz viele Gemeinsamkeiten haben und uns dieselben Werte wichtig sind“, erzählt Josephat.
Einig sind sich Josephat, Rachel und Dika auch in ihren ersten Eindrücken von Dortmund: „Die Menschen sind hier viel ehrlicher und direkter als in Indonesien“, sagt Dika. Und Rachel ergänzt: „Hier sind alle sehr offen und lassen einem immer die Wahl, bei einer Aktivität auch einmal nicht teilzunehmen. Diese Freiheit ist so wertvoll, in Hongkong habe ich diese Wahl nicht immer.“ „Auch in Tansania“, erzählt Josephat, „gilt es als sehr unhöflich, eine Einladung oder Aufforderung auszuschlagen. Diese Ehrlichkeit haben die Freiwilligen auch im Volunteershaus etabliert.“ „Es ist wichtig, miteinander zu reden und dabei ehrlich zu sein, also auch mal zu sagen, wenn es einem nicht gut geht. Das ist auch ein Zeichen von Respekt“, so Hannah.
Andere Erwartungen an das Zusammenleben im Volunteershaus haben die Freiwilligen untereinander nicht: Jeder und jede der sechs bringt seine eigenen Talente und Interessen mit und teilt seine Traditionen und Kultur mit den anderen. „Hongkong ist auch eine sehr internationale Stadt“, erzählt Rachel, „aber dort trifft man die Leute nicht wirklich.“ Der Freiwilligendienst – sie arbeitet bei der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) – und das Leben im Volunteershaus seien eine gute Chance, verschiedene Länder und Kulturen kennenzulernen und Stereotype zu überwinden.
Dika war nach seiner Ankunft in Dortmund überrascht, wie transkulturell die Stadt ist und wie viele Menschen zahlreicher Nationalitäten hier leben. „Auch in die Schule, in der ich im Offenen Ganztag arbeite, gehen Kinder, deren Eltern oder Großeltern aus vielen verschiedenen Ländern nach Dortmund gekommen sind.“ Josephat freut sich darauf, bei seiner Arbeit in der Kontaktstelle Evangelische Jugend des Kirchenkreises auch Anregungen für die Jugendarbeit in seiner Heimat mitzunehmen. „Das Freiwilligenprogramm ist auch dazu da, sich persönlich weiterzuentwickeln und nach der Rückkehr zuhause etwas verändern und bewirken zu können“, sagt er.
Das Leben in einem so internationalen Umfeld verändert die Perspektive. „Wir lernen und leben hier Menschlichkeit“, sagt Hannah. Es zählt nicht das Land oder die Religion oder die Kultur, sondern wichtig sind die Menschen, die dahinter stehen.
Über das Volunteershaus
Initiiert wurde das Projekt Volunteershaus vom Referat Ökumene im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund. Finanziert wird es vom Evangelischen Kirchenkreis Dortmund und der Evangelischen
Kirche von Westfalen (EKvW).
Freiwillige aus dem Globalen Süden kommen über verschiedene weltwärts-Aufnahmeorganisationen nach Deutschland. Auch junge Deutsche zwischen 18 und 28 Jahren, die gerne einen Freiwilligendienst im Kirchenkreis Dortmund absolvieren möchten, können sich jederzeit für das Projekt bewerben.
Die Freiwilligen bloggen über ihre Erfahrungen in Dortmund unter: volunteers.ev-kirche-dortmund.de