Im Herbst hat eine Gruppe aus dem Dortmunder Kirchenkreis den Partnerkirchenkreis Bolenge in der Demokratischen Republik Kongo besucht.
Carolin Daubertshäuser vom Referat Ökumene des Kirchenkreises war dabei, der Lehrer Andreas Denda, die Studentin Maj Doehring und die Lehrerin Hannah Kochanek.
Bolenge ist ein Kirchenkreis der Communauté des Disciples du Christ au Congo („Jüngerkirche“), kurz CDCC und grenzt an die Stadt Mbandaka. Die Gemeinden des Kirchenkreises sind eher ländlich, teils auf dem Landweg, teils nur über die Flüsse Kongo und Ubangi zu erreichen.
Christiane Potthoff, Mitglied des Bolenge-Kreises, sprach mit Hannah Kochanek über ihre Eindrücke.
Wie hast du die Reise in den Kongo empfunden?
Für mich persönlich fühlte es sich an wie Urlaub: Es war schön warm, ich habe die Sonne im Oktober genossen. Wir haben spannende Leute kennengelernt, die sich in Bolenge für die Kirche und die Partnerschaft engagieren. Gemeinsam haben wir eine mehrtägige Bootsfahrt gemacht und auf offenem Feuer gekocht.
Es war ein tolles Abenteuer für zwei Wochen – aber nur, weil sich die Gastgebenden richtig „reingehängt“ haben, um unseren Aufenthalt zu planen, vorzubereiten und um dafür zu sorgen, dass wir sicher untergebracht waren mit Vollpension, Taxi-Dienst und Wäscheservice.
Wo und wie habt ihr gelebt?
Wir waren in Mbandaka untergebracht, in einem großen Haus mit Garten, eingeschlossen von einer hohen NATO-Draht-gekrönten Mauer. Tag und Nacht war jemand auf dem Grundstück, um sicher zu stellen, dass weder wir noch unsere Sachen geklaut wurden. Wir alle hatten ein eigenes Zimmer mit gemütlichem Doppelbett und Mückennetz. Da aus den Wasserhähnen in den beiden Bädern kein Wasser kam, haben wir mit einem Wassereimer geduscht und die Toilette gespült. Später wurde uns erklärt, dass das Wasser zwar vom Wasserwerk bis zum Grundstück gepumpt wird, der Wasserdruck aber nicht für die Verteilung im Haus ausreicht. Die Lampen wurden mit Strom aus Solarzellen betrieben. Wenn wir abends zum Arbeiten Netzspannung brauchten, wurde ein Generator angeschmissen.
Zu den Mahlzeiten sind wir zum Haus des Kirchenpräsidenten Eliki Bonanga gefahren worden. Morgens und abends gab es leckeres Brot wahlweise mit Rührei, Margarine, Honig, Avocado, selbst gemachter Erdnussbutter oder KiriKiri und zum Nachtisch Bananen, Papaya und die leckersten Ananas, die ich je gegessen habe. Instantkaffee und Milchpulver wurden frisch mit heißem Wasser angerührt.
Mittags gab es jeden Tag „Hochzeitsessen“: Fleisch UND Fisch - gebraten oder gegrillt, wie Spinat gekochtes Gemüse und mehrere Beilagen: Kartoffeln, Süßkartoffeln, Reis, frittierte Kochbananen und Fufu, ein fester Brei aus Mais- und geräuchertem Manjokmehl.
Uns Gästen wurden die lästigen Haushaltspflichten abgenommen – wie im Urlaub.
Das alltägliche Leben in Bolenge ist aber sehr beschwerlich, verglichen mit meinem Leben in Dortmund: Kochen auf Holz oder Feuer dauert lange und der Rauch beißt in Augen und Lunge. Wäsche waschen per Hand nimmt einen ganzen Tag in Anspruch und Strom und Wasser aus der Leitung sind nicht oder nicht immer verfügbar.
Ihr wart auch mit dem Boot unterwegs?
Ja, vier Tage sind wir über die Flüsse Kongo und Ubangi gefahren. Damit wir nicht kentern, wurden zwei große Einbäume aneinandergebunden. Auf Plastikstühlen mit Rücken- und Armlehnen saßen wir geschützt vor Sonne und Regen unter einer Plane, die auf eine Lattenkonstruktion gespannt war. Besonders Oscar Pekombe, einer der Organisatoren der Flussfahrt, hat peinlich genau darauf geachtet, dass wir immer unsere Schwimmwesten trugen. Obwohl er für seine eigene Rettungsweste weniger Begeisterung zeigte.
Entlang der Flüsse haben wir immer wieder Halt gemacht, um Dörfer oder Gesundheitsstationen zu besuchen. In den Dörfern wurden wir mit Gesang, Tanz und dem bekannten Festessen begrüßt. Geschlafen haben wir in zwei größeren Orten, in Bobangi in einem Gebäude, das dem WWF gehört, der die letzten Jahre auch das Ambulanzboot unterstützt hat. In Lilanga schliefen wir in einem Verwaltungsgebäude des örtlichen Krankenhauses.
Was habt Ihr vom Ambulanzboot mitbekommen?
In Bobangi haben wir das Ambulanzboot in Aktion gesehen: Das Boot lag am Ufer und wir konnten es besichtigen. Wir waren überrascht wie klein das Boot ist für das Team von 14(!) Personen, Material und medizinische Geräte.
Die Hebamme Mama Mpembe hat uns die Medikamentenausgabe präsentiert und uns das Flusswasser probieren lassen: Oben in den Wasserfilter-Rucksack „PAUL“ wird das Wasser des Flusses, das meist eine braune Farbe hat, eingefüllt und 2 Stunden später kommt unten klares, sicheres Trinkwasser raus. Faszinierend.
Die eigentliche Arbeit fand in Bobangi nicht an Bord statt. Im Innenhof der örtlichen Gesundheits-station waren die beiden OP-Zelte aufgebaut, in dem die mitreisenden Ärzte gerade operierten. In den Räumen der Gesundheitsstation wachten andere Patientinnen und Patienten aus der Narkose auf.
Was war der Schwerpunkt eures Besuchs?
Beim ersten Besuch seit 2012 hat uns interessiert, was sich seitdem verändert hat. Wir wollten die Menschen in der Partnerschaft kennenlernen und herausfinden, wie sie vor Ort arbeiten. Wie wird die Partnerschaft in Bolenge gelebt? Welche Bilder von Bolenge stimmen noch und welche Afrika-Klischees sollten wir überdenken?
Wir waren mehrere Tage auf den Flüssen Kongo und Ubangi unterwegs und konnten uns selbst ein Bild vom Leben in den Dörfern machen. Von dem Engagement, mit dem die Menschen Kirchen bauen und landwirtschaftliche Projekte anstoßen. Wir hatten besonderes Glück, dass der neue Superintendent Jean Robert Ekonzo Isofaso mit uns unterwegs war und wir so viel Zeit hatten, ihn kennenzulernen.
Besonders beeindruckt hat mich die Arbeit der Frauen, die mit vielen kleinen und großen Projekten Geld für die Kirche erwirtschaften und mit großem Einsatz für eine bessere Zukunft für ihre Kinder arbeiten. Die Präsidentin der Frauenhilfen in Bolenge, Mama Belinda, ist super vernetzt und kennt die Dörfer des Kirchenkreises (und deren Probleme) vermutlich besser als alle anderen, die wir auf der Reise getroffen haben.
Wie geht die Partnerschaft weiter?
Ich hoffe, dass in Zukunft das voneinander Lernen eine größere Rolle spielt. Dass wir unsere Partnerschaft durch das Entdecken von Gemeinsamkeiten stärken können, statt uns auf Unterschiede zu konzentrieren.
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