Seit vielen Jahren unterhält der Evangelische Kirchenkreis Dortmund eine Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Bolenge in der Demokratischen Republik Kongo. Immer wieder gibt es Berichte über diese Partnerschaft, insbesondere das außergewöhnliche Projekt ‚Ambulanzboot‘, das, von Dortmund aus initiiert, begleitet und in weiten Teilen kontinuierlich durch Spendengelder finanziert, für medizinische Versorgung in abgelegenen Teilen des Landes sorgt.
Häufig fließen kleine und große Spenden von Dortmund aus in das Projekt im afrikanischen Partnerland. Doch jetzt drehte sich das Rollenbild des ‚Gebenden und Nehmenden‘. Denn den Dortmunder Kirchenkreis erreichte unerwartet eine Spende aus dem Kongo.
Die afrikanischen Partnerinnen und Partner waren im Winter beunruhigt worden durch Berichte über die hohen Corona-Inzidenzzahlen im deutschen Partnerkreis und auch die große Zahl der Todesfälle, die die Pandemie in Deutschland verursacht hatte. Sie beschlossen, den Opfern in Dortmund zu helfen. Bei einem der Gottesdienste in Bolenge wurde ein Spendenkasten für Corona-Opfer in Dortmund aufgestellt. In jedem dieser Gottesdienste gibt es stets Kästen für unterschiedliche Kollektenziele. Die Gottesdienstbesucher*innen legen dann singend und tanzend ihren Obolus, häufig kleine Centbeträge, in den Kasten ihrer Wahl ein.
Die Partner*innen in Dortmund waren nicht wenig überrascht, als im Frühjahr die Nachricht aus Bolenge eintraf, man werde in Kürze 155 Dollar für Dortmunder Opfer der Corona-Pandemie auf den Weg bringen. So viel – im Verhältnis zu den Einkommensverhältnissen im Kongo eine außerordentlich hohe Summe - hatten die Menschen in Bolenge in dem Opferstock für Dortmund gesammelt.
Das habe er in den 20 Jahren der Partnerschaftskontakte mit Bolenge noch nicht erlebt, schreibt der Wellinghofer Pfarrer Bernd Hühmer auf dem Ökumene-Blog ‚Unterwegs‘. Er sei „ein bisschen beschämt“ gewesen ob dieser Spende von Menschen in Armut für diejenigen, die im Überfluss leben. Und doch: diese Spende von Süd nach Nord – nicht wie gewohnt von Nord nach Süd – sei ein „starkes Zeichen“.
Der Einsatz der Menschen im Kongo zeigt, wie wichtig ihnen die Partnerschaft zu den Freund*innen in Dortmund ist. Die verharrt offensichtlich nicht beim Dank für die Unterstützung durch die materiell Reicheren. Die Sorge um befreundete Menschen im entfernten Europa lässt sie zu Gebenden werden, auch wenn sie eigentlich auf viel geringere Ressourcen zurückgreifen können – und im konkreten Fall sogar durch die weltweit ungleiche Verteilung von Impfstoffen benachteiligt sind.
Die Spende aus Bolenge floss in Dortmund in die Wohnungslosenhilfe der Diakonie. Sie kam damit den Menschen zugute, die in Zeiten der Pandemie am meisten zu leiden hatten. In einem Schreiben an den Kirchenkreis hat das Diakonische Werk Dortmund und Lünen den Frauen und Männern in Bolenge seinen Dank ausgesprochen und sie über den Einsatz der Kollektenmittel informiert.