Derzeit ist das Dortmunder Volunteershaus, in dem sonst junge Freiwillige aus der ganzen Welt zusammenleben, nicht besetzt. Grund dafür ist die Corona-Krise, die einen Gastaufenthalt von internationalen Volunteers verhindert. Corona war aber auch ein Grund für die zwischenzeitliche Neunutzung des Hauses. Eine Gruppe von Flüchtlingshelfer*innen aus Nordrhein-Westfalen, die über den Jahreswechsel mit einem Spendenkonvois nach Bosnien gefahren waren, um dort Menschen im Flüchtlingslager Lipa zu unterstützen, fand in Dortmund-Wickede nach ihrem Einsatz vorübergehend Unterkunft.
Bis zum 9. Januar war die Gruppe des Vereins ‚Kölner Spendenkonvoi e. V.‘ mit ihrer Hilfsmission in Bosnien und Herzegowina unterwegs. Mit dabei auch die gebürtige Dortmunderin Clara Lehn. Ihre Mutter, die nach wie vor in Dortmund lebt, half spontan mit bei logistischen Aufgaben wie der Schlüsselübergabe. Seit längerem engagiert sich der Verein für die Verbesserung der zum Teil katastrophalen Zustände in den Lagern. Im Dezember 2018 waren die Kölner*innen zu ihrer ersten Fahrt zu den bosnischen Notunterkünften der Geflüchteten gestartet.
Nach ihrer aktuellen, dritten Mission wieder zurück in Deutschland war es für die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer*innen wegen des Schutzes vor der Pandemie notwendig, sich in Quarantäne zu begeben. Dafür brauchte es kurzfristig eine Herberge. Über den Austausch in westfälischen Netzwerken kam die Anfrage an den Kirchenkreis Dortmund. Hier konnte das Referat Ökumene das Volunteershaus in Wickede anbieten, das seit dem Auszug der letzten Freiwilligen leer stand. Die Inderin Carol Naidu war im Dezember nach Ablauf ihrer Zeit in Dortmund in ihre Heimat zurückgekehrt.
Clara Lehn und ihr Team waren dankbar und erfreut über die unbürokratische Hilfe aus dem Dortmunder Kirchenkreis. Das Volunteershaus entpuppte sich als idealer Ort für den Zwischenaufenthalt in Quarantäne, aus der alle glücklicherweise wohlbehalten nach Hause zurückkehren konnten. Auf diese Weise erfüllte das Haus in Wickede zudem eine sinnvolle Aufgabe, bis nach Lockerung der Schutzmaßnahmen wieder internationale Freiwillige dort wohnen können. Geplant ist die Einreise der künftigen Bewohner*innen für Ende März.
Ihre Erlebnisse in Bosnien beschrieben die Quarantäne-Gäste indes als bedrückend. Der Brand des Flüchtlingslagers Lipa habe die ohnehin dramatische Lage der Flüchtenden in Bosnien weiter verschärft. Nur langsam würden die neuen Zelte bezogen, lange habe es keine Versorgung mit Strom oder fließend Wasser gegeben und auch die Essensrationen fielen weiterhin gering aus. Außerdem bestehe kein Zugang zu dringend benötigter medizinischer Versorgung und sanitären Anlagen. Darüber hinaus müssten derzeit hunderte Menschen in Ruinen und Wäldern in und um die Städte Bihać und Velika Kladuša hausen. Ihre Versorgung werde noch weniger von staatlicher Seite gewährleistet.
Der gemeinnützige, ausschließlich ehrenamtlich tätige Verein „Kölner Spendenkonvoi“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die bestehenden Strukturen zu stärken und lokal Helfende zu unterstützen. Darüber hinaus verteilen die Aktiven Kleidung und Nahrungsmitteln an Flüchtende und leisten medizinische Versorgung.
- Weitere Information über die Hilfsorganisation
www.koelner-spendenkonvoi.de