Die Deutschen Christen im „Dritten Reich“ – Veranstaltung des Arbeitskreises gegen Rechts
Waren es Verblendete, Irrgläubige oder gar Hassprediger? In der Veranstaltung „Hitlers braune Pfarrer“ stellte der Arbeitskreis „Christen gegen Rechtsextremismus“ bekannte, wenig bekannte und erstaunliche Aspekte zum Wirken der „Deutschen Christen“ vor.
Die schon vor 1933 existierende Bewegung innerhalb der evangelischen Kirche war nazitreu, forderte die „Entjudung“ der christlichen Botschaft und erlangte im Aufwind der Machtübertragung an die NSDAP einen vorübergehenden Massenanhang.
Der Journalist Rainer Zunder, die Medienwissenschaftlerin Dr. Petra Kappe und die Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck entfalteten in einer szenischen Lesung eine komplette Collage von Originaltexten aus der Nazi-, aber auch aus der Nachkriegszeit.
Kopfschütteln beim Publikum als Texte gelesen wurden, in denen sich die „Deutschen Christen“ als „SA-Männer Jesu Christi“ bezeichneten. Bruno Adler, 1933 von der Westfälischen Kirche zum Bischof ernannt, wollte folgerichtig einen SA-Rang entsprechend seiner Stellung als Bischof – so ein Bittschreiben Adlers an den damaligen Dortmunder Polizeipräsidenten und SA-Obergruppenführer Wilhelm Schepmann. Er habe schließlich, so die Begründung, in der „Kampfzeit Schulter an Schulter mit der SA gestanden“.
Das Verdienst der Lesung war es, die Spuren der „Deutschen Christen“ auch über das Jahr 1945 hinaus untersucht zu haben. Deutlich wurde deren Bemühen, dem „Geschichtsmonopol“ – so die Formulierung in einem Brief – der „Bekennenden Kirche“ entgegenzutreten.
Die „Bekennende Kirche“ stand nach 1933 in Konfrontation zu den „Deutschen Christen“. Noch 1956 beklagten sich frühere Deutsche Christen: „Unser Anliegen war seinerzeit Recht, wenn auch nicht von Erfolg gekrönt“. Karl Barth wurde vorgeworfen, er sei „nicht deutsch“. Martin Niemöller hätte „provoziert“. Überhaupt seien es nur „persönliche Taktlosigkeiten“ gewesen, die zu Verhaftungen geführt hätten. „Jedes kleine Ungemach“ würde jetzt „als Verfolgung“ dargestellt. Und zu Dietrich Bonhoeffer, der kurz vor der Befreiung im KZ Flossenbürg ermordet wurde, fiel der Satz: „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“
„Ein bewegender, beeindruckender und berührender Abend“ sei es gewesen, so Pfarrer Friedrich Stiller bei seinem Dank im Namen der Veranstalter an die Lesenden. Die rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer stimmten dem mit langanhaltendem Applaus zu.
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